Ausstellungen in Bonn und Köln Was macht die Kunst im Jahr 2013?

Bonn/Köln · Mit 390 Euro ist man dabei, möchte man Teil der vielleicht spektakulärsten Ausstellung des Jahres in Bonn sein - nicht leibhaftig, sondern als "Pate".

390 Euro kostet eine "Trachycarpus fortunei", die als "Palme für die Diva" auf dem Dach der Bundeskunsthalle das adäquate Ambiente für die große Kleopatra-Schau (ab Mitte Mai) bieten soll. Der Erfolg der Liebermann-Ausstellung inklusive Garten vor zwei Jahren hat die Bundeskunsthalle animiert, nun wieder ein Event parallel auf dem Dach und im Peichl-Kubus laufen zu lassen.

Das Kleopatra-Thema wird übrigens von Bonn aus auch nach Venedig transportiert: Die Bundeskunsthalle gestaltet dort ab Anfang Februar unter dem Titel "Essere Cleopatra - la diva eterna" erstmals den venezianischen Kinderkarneval - Thema Kleopatra.

Ein zweiter großer kulturhistorischer Überblick wird die Ausstellung "Auf den Spuren der Irokesen" sein (Mitte März). Die ambitionierteste Ausstellung der Bundeskunsthalle in diesem Jahr heißt "Die Avantgarden im Kampf" (ab November). Wie reagierten Künstler auf den Ersten Weltkrieg, die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts?

Die Schau soll Antworten darauf finden. Ein Städteporträt der besonderen Art steht Ende November auf dem Programm: "Florenz!" wird mit Schätzen aus 700 Jahren Toskanaflair an den Rhein bringen. Die jüngere Kunst bekommt mit der Ausstellung "Nur hier" und Werken aus der Sammlung des Bundes (Mitte Januar) sowie der traditionellen Schau "Kunststudenten stellen aus" (ab Mai) ihre Bühne in der Bundeskunsthalle.

Höhepunkt im Programm des Kunstmuseums Bonn dürfte eine Jubiläumsschau über die vor hundert Jahren stattgefundene wegweisende Ausstellung über den Rheinischen Expressionismus in Bonn sein (Ende Juni), bei der August Macke die Spitzen des Rheinlandes zusammenbrachte.

Freuen darf sich der Fan bewegter Bilder auf eine Neuauflage des ältesten deutschen Videofestivals ab Mitte Februar: Die Videonale 14 sichtet unter neuer Leitung die aktuellen Tendenzen des Mediums. Mit einer außergewöhnlichen Malerei-Position konfrontiert das Kunstmuseum ab Ende September: Mary Heilmann, 1940 in San Francisco geboren, tritt in einen Dialog mit Blinky Palermo.

Unheimliches bahnt sich bei der Schau "HEIMsuchung" (ab Mai) an, die unsichere Räume in der Kunst der Gegenwart ventiliert. Videopionier Marcel Odenbach präsentiert sich ab September auf ungewohntem Terrain: mit Zeichnungen, Collagen und Papierschnitten. Vorher zeigt das Museum unter dem Titel "Noch nie gesehen" grafische Neuerwerbungen. Ab Mitte Oktober klinkt sich das Kunstmuseum in das NRW-Projekt "Transfer Korea" ein.

Das LVR-Landesmuseum zeigt ab Juli in Kooperation mit der Bonner Universität einen großen kulturgeschichtlichen Überblick über die Krim, "Goldene Insel im Schwarzen Meer - Griechen - Darmaten - Goten". Ab Ende des Jahres richtet sich der Blick bereits auf den Kriegsbeginn 1914.

Im Landesmuseum zeigt man rare Farbfotografien von 1914, die eine Welt zeigen, wie es sie nach der Kriegskatastrophe nicht mehr gab. Herausragend in der "Szene Rheinland": Der Provokateur Blalla W. Hallmann und die Videokünstlerin Ulrike Rosenbach.

Das August Macke Haus erinnert ab Februar an den Maler Heinrich M. Davringhausen, dessen Oeuvre eine interessante Entwicklung vom Rheinischen Expressionismus zur Neuen Sachlichkeit nahm. In eigener Sache präsentiert man sich ab Mitte Juni mit einem Einblick in die Sammlung.

"Es ist fast zu schön hier." Dieser Ausruf von August Macke liefert das Motto zu einer vielversprechenden Schau ab Mitte Oktober: Da wird Mackes Zeit in der Schweiz beleuchtet, als er bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg in Hilterfingen-Osterhofen seine wohl produktivste Phase hatte.

Der Bonner Kunstverein blickt zurück und nach vorne: Vor 50 Jahren wurde er gegründet, das wird mit einer Jubiläumsschau und mit Editionen aus der Sammlung des Galeristen Erhard Klein gefeiert; nach vorne blickt man mit Mertes-Stipendiaten und dem hoch interessanten "Formveränderer" Brian Jungen, ein Kanadier mit indianischen und Schweizer Wurzeln.

Im Frauenmuseum startet man in der kommenden Woche mit dem Projekt "Wer war Mona Lisa?" Politisch wird es mit "Die Rotarmistinnen", einem deutsch-palästinensischen Dialog sowie mit einer Schau zur Geschichte der SPD-Frauenpolitik

Mit Spitzenfotografie startet das Kölner Museum Ludwig ins Ausstellungsjahr 2013: Man Ray macht mit Werken aus der legendären Sammlung von Renate und L. Fritz Gruber Ende Januar den Anfang. Spektakulär dürfte die Ende März folgende Ausstellung des amerikanisch-rumänischen Zeichners und Karikaturisten Saul Steinberg sein. Gezeigt und rekonstruiert wird sein Projekt "The Americans" für die Expo 1958 in Brüssel.

Das in Berlin lebende Multitalent Phil Collins (nicht zu verwechseln mit...) wird ab Mitte April gemeinsam mit Kölnern ein Medien- Projekt erarbeiten. Wolfgang-Hahn-Preisträgerin Andrea Fraser bekommt ab April eine Überblicksausstellung, in deren Rahmen auch die abendfüllende Performance "Men on the Line" aufgeführt wird.

Es ist das Jahr der US-Kunst in Köln: Denn neben der in Los Angeles lebenden Fraser kommen die kalifornische Konzept-Künstlerin Kathryn Andrews, Jo Baer aus Seattle (Wegbereiterin des Minimalismus) sowie die New Yorker Konzept-Küstlerin Louise Lawler ins Museum Ludwig. Das Jahr klingt aus mit einer Neupräsentation der Sammlung. Verantwortlich zeichnet der neue Chef, Philipp Kaiser.

Musikalisch wird es im Römisch-Germanischen Museum, das mit Klangkörpern, Nachrichten über antike Flötenspieler und Bilder mythischer Musikanten ab Mitte Juli das Bild der römischen Musikstadt Köln zeichnet. Das Museum für Angewandte Kunst wird 125 Jahre alt und feiert unter anderem mit "Isn't it romantic?" (zeitgenössisches Design, ab Mitte Januar), Angewandter Kunst aus der Sammlung der Overstolzengesellschaft (Mitte Mai), deutscher Fayencenkunst (Mitte Juni), Schmuck aus mehreren Jahrtausenden (Ende September) und einem Blick in die "Herzkammer" des Hauses, der grafischen Sammlung (ab Ende Oktober).

"Die Erfindung der Landschaft" steht im Wallraf-Richartz-Museum ab Ende Januar auf dem Programm. Einer der Höhepunkte des Ausstellungsjahres im Wallraf dürfte die Ausstellung "Von Mensch zu Mensch" (ab Mitte Mai) sein, in der es um eine Begegnung des Malers Wilhelm Leibl mit dem Fotografen August Sander geht.

Eines der Hauptwerke der Kölner Malerei, die "Muttergottes in der Rosenlaube" von Stefan Lochner, steht im Mittelpunkt der großen Schau "Die Geheimnisse der Maler - Köln um 1400" (ab Mitte September) im Wallraf. Im Rautenstrauch-Joest-Museum blickt man nach dem Jubiläum "60 Jahre Unicef Deutschland" und der Schau "Andere Kinderwelten" (Mitte März) nach Ozeanien mit "Tapa" (Anfang Oktober).

Das Schnütgen präsentiert unter dem schönen Titel "Seide statt Sünde" ab Ende Mai kirchliches Gewand und präsentiert ab Oktober eine Neuerwerbung für die Sammlung, "Die trauernden Frauen".

Höhepunkt im Käthe-Kollwitz-Museum dürfte die Schau über die Berliner Secession ab Oktober sein, in der Werke von Liebermann, Slevogt, Trübner und Corinth aus der Berliner Nationalgalerie gezeigt werden. Man darf sich aber auch auf "Als Kitsch noch Kunst war" (ab März) aus dem renommierten Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg freuen. Das Ausstellungsjahr startet übernächste Woche mit Druckgrafiken von Max Uhlig.

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