Was Bonn im Kunstjahr 2010 zu bieten hat

Ausstellungen, die neugierig machen und den Westen leuchten lassen

Was Bonn im Kunstjahr 2010 zu bieten hat
Foto: Bundeskunsthalle

Bonn. Alle Strahler werden sich Anfang Juli auf das Kunstmuseum Bonn richten: "Der Westen leuchtet" heißt das nach "Zeitwenden" umfangreichste Projekt. Auf 3500 Quadratmetern wird sich vorstellen, was das Rheinland zu einer der attraktivsten Kunstlandschaften gemacht hat. Über 30 Künstler, Klassiker, Arrivierte und junge Hoffnungen werden zu sehen sein, das Teilnehmer-Feld buchstabiert sich von Becher und Beuys bis Trockel und Ulrichs.

Was das Kunstmuseum sonst noch zu bieten hat: Eine große, prominent besetzte Schau wird sich der Zeichnung der Gegenwart widmen (ab Februar); der hintergründige und witzige Erwin Wurm bringt seine skurrilen Objekte und Filme nach Bonn (ab Mitte März); der große Mann der US-amerikanischen Fotografie, Joel Sternfeld, wird mit einer Werkschau geehrt (ab November); dem künstlerischen Nachwuchs widmen sich die Schau zum Bonner Kunstpreis und zum Stetten-Preis.

Die Bundeskunsthalle macht mit der ersten Ausstellung des Jahres "Neugierig?", so der Titel einer Schau, die Intendant Robert Fleck zusammen mit namhaften Sammlern inszeniert und Künstler wie Jake und Dinos Chapman, Hanne Darboven, Daniel Lergon oder Lucy McKenzie vorstellt (ab Ende Januar).

Mit Liam Gillick, dem deutschen Vertreter auf der letzten Kunstbiennale in Venedig (ab April), und dem vielfachen documenta-Teilnehmer Thomas Schütte (ab Mitte Juli), der 2005 den Goldenen Löwen der Biennale bekam, führt Fleck seine Linie mit aktueller Kunst weiter. Ins 20. Jahrhundert geht dann "Vibración" zurück, eine Schau lateinamerikanischer Kunst (Mitte September).

Die Kulturhistorischen Höhepunkte des Jahres sind "Byzanz: Pracht und Alltag" (ab Ende Februar), "Afghanistan. Gerettete Schätze - Die Sammlung des Nationalmuseums Kabul" (ab Mitte Juni) sowie "Napoleon und Europa - Traum und Trauma" (ab Mitte Dezember). Das Landesmuseum setzt auch 2010 seine ambitionierte Fotografiereihe fort: Konrad Rufus Müller, der berühmteste und beste Kanzlerfotograf und auch sonst ein brillanter Porträtist, bekommt in Bonn eine Retrospektive zum 70. Geburtstag (ab 23. März).

Mitte Mai erscheinen Neandertaler & Co im neuen Licht und Forschungskontext - das Museum präsentiert seinen neu sortierten Steinzeitbereich. Ganz besonders darf sich der Besucher auf die Ausstellung "Perspektivwechsel" freuen, die sich von vielen Seiten dem spannenden Thema Renaissance am Rhein widmet und das Panorama einer ungeheuer komplexen Wendezeit versucht (ab Mitte September).

"August Macke - ganz privat" dürfte die spektakulärste Ausstellung im August Macke Haus werden. Konzipiert ist die Schau, die bis zum 10. Januar in Stade zu sehen ist und dann nach Freiburg im Breisgau wandert, bevor sie ab Oktober in Bonn ankommt, als Reise durch das Leben des Malers. 140 Exponate, viele aus Familienbesitz, werden die Persönlichkeit Mackes beleuchten.

Mit einem Rheinischen Expressionisten der zweiten Generation, dem Maler und Bühnenbildner Egon Wilden (1894-1931), setzt das Haus seine Serie über weniger bekannte Meister aus dem Rheinland fort (ab 29. Januar). In eigener Sache präsentiert sich das Museum ab Ende April mit Arbeiten aus der eigenen Sammlung. Die Malereiklasse von Walter Dahn an der HBK Braunschweig eröffnet mit "La Bonne Horse" im Bonner Kunstverein am 17. Januar das Ausstellungsjahr.

Weiter geht es mit dem Mertes-Stipendiaten Jonas Gerhard, Max Schulze, Maler von Bildern wie "Tod eines Impressionisten", sowie dem norwegischen Bildhauer Marte Eknaes (ab Mitte April). "Altruismus/Altruism" ist eine Ausstellung tschechischer Kunst überschrieben (ab Ende Juni), mit dem Belgier Matthieu Ronsse wird Mitte September ein Maler vorgestellt, der virtuos und originell die abendländische Kunstgeschichte plündert.

Eine vielversprechende Gegenüberstellung wird es in der benachbarten Gesellschaft für Kunst und Gestaltung geben: Da treffen unter dem Titel "Schnittstelle I Muster" Sophie Taeuber-Arp, Erwin und Hildegard Heerich und Andreas Karl Schulze ab Anfang Februar aufeinander. "Transparenz und Transzendenz der Farbe" ist eine feine Werkschau von Antonio Calderara, Sabine Funke und Edda Jachens betitelt (ab August), und das Jahr klingt aus mit jungen Holländern, die auf den Konstruktivismus-Papst Theo van Doesburg reagieren.

Eine Tür weiter, im Künstlerforum, beginnt das Ausstellungsjahr an diesem Sonntag mit "Alles im Fluss", einer Ausstellung von Tinka von Hasselbach, Trägerin der Macke-Medaille. Außerdem im Programm: "Vernetzte Zeit", eine Schau von "z & z" sowie Frankfurter Gästen und Neues von Alanus-Studenten.

Das Stadtmuseum Bonn bietet in diesem Jahr ein umfassendes Paket zu Robert Schumann, der vor 200 Jahren geboren wurde. Darunter ist die Ausstellung "Robert Schumann - Lebensstationen, Wohnorte und Reiseziele" im Ernst-Moritz-Arndt-Haus (ab Ende Februar). Weitere Ausstellungen widmen sich Anneliese Dick und Katharina Brandis.

"Weite Reisen" ist die größte Ausstellung des Frauenmuseums überschrieben, an der sich ab kommende Woche Künstlerinnen des Hauses beteiligen. Monografische Ausstellungen sind der Fotografin Xenia Hausner und der Bonner Kunstpreisträgerin Alexandra Kürtz gewidmet, die unter dem Titel "Große Portion" Zeichnungen und Installationen zeigt. Ein Motto, das gut zu diesem überaus üppigen Bonner Ausstellungsjahr passt.

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