Drachenfels Wanderungen eröffnen neue Perspektiven

KÖNIGSWINTER · Der Drachenfels ist eine historische Schatzkiste. Er hat die Jahrtausende überdauert, die verschiedensten Epochen miterlebt und gibt über die Geschichte des Siebengebirges Auskunft - sofern man weiß, wonach man suchen muss. Viele, für die er einzig und alleine Ausflugsort und Touristenmagnet ist, ahnen davon freilich nichts.

 Ob zu Fuß oder mit der Kutsche: Wer rund um den Drachenfels unterwegs ist, kommt an Schloss Drachenburg nicht vorbei.

Ob zu Fuß oder mit der Kutsche: Wer rund um den Drachenfels unterwegs ist, kommt an Schloss Drachenburg nicht vorbei.

Foto: HOMANN

Um das Interesse an diesem erloschenen Vulkan wieder zu entfachen, organisiert das Siebengebirgsmuseum Geschichtswanderungen unter fachkundiger Führung. "Besonders faszinierend ist, wie sich die Sichtweise auf den Berg im Laufe der Zeit gewandelt hat", sagte Wanderführerin Bettina Oesel, Historikerin im Siebengebirgsmuseum, bei einer solchen Exkursion. "Während man ihn früher durch den Gesteinsabbau hauptsächlich als Geldquelle sah, wurde er in der Romantik geradezu glorifiziert. Darum geht es uns bei dieser Wanderung: Wir wollen zeigen, dass der Drachenfels nicht nur wie heutzutage für Tourismus steht, sondern noch für viel, viel mehr."

Los geht es für die Teilnehmer der Wanderungen stets mit einer kurzen thematischen Einführung im Museum selbst. Ein detailgetreues Diorama veranschaulicht dort zum Beispiel die Nutzung des Berges in der Antike: Bereits die Römer wussten um die Qualität des Quarztrachytgesteins vom Drachenfels und verschifften die schwere Ladung nur wenige hundert Meter entfernt auf dem Rhein. Auch im Mittelalter blieb der Trachyt ein wesentliches Element wichtiger Bauten: Davon zeugt eine Originalspitze des mittelalterlichen Kölner Doms, die ebenfalls die Sammlung des Siebengebirgsmuseums ziert.

Nach diesem kleinen geologischen Exkurs macht sich die Gruppe auf zur Zahnradbahn. Von Schloss Drachenburg aus wandern die Teilnehmer dann hinauf zur Burgruine und zum Drachenfelsplateau. Dort gibt es ein historisches Highlight zu bewundern, dessen wahrer Hintergrund nur wenigen bekannt ist: nämlich die beiden Landsturmdenkmäler. Errichtet wurden diese im Jahr 1813 zum Gedenken an die Vertreibung der Franzosen aus dem Siebengebirge in einem militärischen Volksaufgebot, dem sogenannten "Landsturm".

Bettina Oesel erzählt allerlei Wissenswertes über die lebhafte Geschichte der ehemaligen Burg, die in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Arnold I. von 1149 erstmalig als "in monte dracu", also "auf dem Drachenberg gelegen", bezeichnet wurde. Bei einer kurzen Rast wird so viel kompaktes historisches Wissen erst einmal in Ruhe verdaut.

Zum Abschluss der Wanderung geht es schließlich auf der Rhöndorfer Bergseite wieder hinunter, wo es die Spuren des früheren Steinabbaus, unter anderem auch Zeugnisse der Römerzeit, zu bewundern gibt. Mit dem Aufkauf des Geländes durch den preußischen Staat im Jahr 1836 wurde der Großteil der Steinbrüche geschlossen, seitdem ist der Drachenfels als romantischer und oftmals mystifizierter Erholungsort ins öffentliche Bewusstsein eingegangen. Nach gut vier Stunden kommen die Wanderfreunde erschöpft wieder am Museum an. Grandiose Aussichten und faszinierende Geschichten nehmen sie mit von dem Ausflug in die weniger bekannten Kapitel der Siebengebirgs-Geschichte.

Die historischen Entdeckungstouren werden an jedem zweiten Samstag im Monat, von Mai bis Oktober, angeboten. Die Teilnahme kostet 12 Euro (inklusive der Fahrt mit der Zahnradbahn). Start ist im Siebengebirgsmuseum in Königswinter, Kellerstraße 16. Nähere Informationen: 02223/3703. Das Angebot kann auch privat für eine Gruppe gebucht werden. Auskunft per E-Mail an info@siebengebirgsmuseum.de.

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