Wahrheit gibt es in Wahrheit gar nicht

In "Angriffe auf Anne" jagt das Trash Theater Köln im Bonner Theater im Ballsaal einem Phantom nach

Bonn. Der Schriftsteller Thomas Bernhard stellte schon vor einigen Jahrzehnten fest, dass uns die Wahrheit nur ein frommer Wunsch ist. Im heutigen Zeitalter der Schnelllebigkeit und Informationsflut sollte eigentlich alles mit einem Fragezeichen versehen sein. Im Ballsaal widmet sich das Trash Theater Köln diesem Thema mit der Inszenierung von Martin Crimps "Attempts on her life".

Regisseurin Susanna Enk jagt mit ihren fünf Darstellern Marie-Therese Futterknecht, Isis Krüger, Agnes Lampkin, Stefan Lehnen und Michael Schories einem Phantom hinterher, das nie zu greifen ist: die Wahrheit.

In der deutschen Fassung "Angriffe auf Anne" geht es nicht um eine individuelle Biographie. Anne steht stellvertretend für das Leben von Bühnenstars, Müttern, Töchtern, Selbstmördern und Pornostars. So viele Bilder die Schauspieler von Anne auch entwerfen, sie verschwindet in der Flut von Informationen und Eindrücken, bevor sie sichtbar wird.

Obwohl Martin Crimps Original bereits fünf Jahre alt ist, zeigt sich auf erschreckende Art und Weise, wie treffend genau Ereignisse des aktuellen menschlichen Zusammenlebens zwar antizipiert, aber nicht erfasst werden können. So behandelt Crimp schon im Jahre 1997 in "Attempts on her life" das Thema Terrorismus, den wir heute nicht wirklicher als über die Medien erleben.

"Angriffe auf Anne" suggeriert, man könnte wie im Film "Truman Show" an den Rand der Welt stoßen und eine völlig neue Wirklichkeit entdecken.

Samstag, um 20 Uhr im Theater im Ballsaal. Karten unter Telefon (02 28) 79 79 01.

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