Vorsitzende des Bonner Kulturausschusses zieht Bilanz

Erika Coché wird 65 Jahre alt

Vorsitzende des Bonner Kulturausschusses zieht Bilanz
Foto: Franz Fischer

Bonn. Wenn man Erika Coché danach fragt, was sie denn bald mit der vielen freien Zeit anstellen wolle, kommt sie in Nöte: "Die unglaubliche Vielfalt in Bonn macht es schwer, auszusuchen; im Tanz passiert sehr viel, das experimentelle Theater reizt mich, die freie Szene, Jugendprojekte."

Und so viel freie Zeit habe sie gar nicht, sagt Erika Coché, die am Samstag 65 Jahre alt wird. Als Gleichstellungsbeauftragte in Niederkassel wurde sie vor wenigen Wochen verabschiedet, jetzt gehört die ganze Energie der SPD-Politikerin ihrem Amt als Vorsitzende des Kulturausschusses im Bonner Rat und dem Wahlkampf für ihren Kreis Südstadt/Baumschulviertel. Da will sie sich durchsetzen - auch gegen ihre eigene Partei.

Dass man sie, die seit ihrem Einzug in den Rat 1989 als Kultursprecherin der SPD (1992), mit der Übernahme des Vorsitzes im Kulturausschusses (2004) und der Mitarbeit in etlichen Gremien (etwa in den diversen Kulturstiftungen der Sparkasse) aktiv an der Bonner Politik mitwirkte oder dies noch tut, jetzt aufs Abstellgleis schiebt, hat sie schwer getroffen. Der ihr von der SPD zugewiesene Listenplatz 18 (vor fünf Jahren lag sie auf Platz 2) ist wenig schmeichelhaft, macht den Wiedereinzug in den Rat fast unmöglich.

Der SPD - und Bonn - droht eine erfahrene Kulturkraft abhanden zu kommen: So viel Präsenz, ob im Konzert, bei Premieren oder Vernissagen, so viel Engagement und auch Mut, sich auch mal gegen den politischen Konsens der eigenen Partei oder Fraktion zu stellen, findet man selten. Bei der Bilanz der letzten zwei Jahrzehnte wischt Erika Coché den Frust über den miesen Listenplatz beiseite: "Das Positive überwiegt."

Sie freut sich über das Digitale Beethoven-Haus, das sie "massiv unterstützt" hat. Coché ist glücklich über das Haus der Bildung, ist stolz, dass nach langem Hin und Her der Umbau des Kunstvereins gelang, und schwärmt über prominente Neuzugänge: Den Musikchef Stefan Blunier, den Kunstmuseums-Intendanten Stephan Berg, seine Verwaltungsdirektorin Susanne König oder die neue VHS-Chefin Ingrid Schöll findet sie schlicht "großartig".

Und wo sie beim Loben ist: "Das Beethovenfest ist der Renner, und die Schmiel eine Wucht." Auch die Entwicklung, die das Beethoven Festspielhaus nimmt, findet sie wunderbar. Nur, dass die für den Betrieb verantwortliche Stiftung noch nicht gegründet ist, kritisiert sie. Die Stadt Bonn werde aber, so ist sie sicher, in dieser Sache "powern".

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