Von Goethes "Faust" zu Beethovens "Kuss"

Der Bariton Mario Temme im Bonner Augustinum

Bonn Das zweite der Abendkonzerte im Rahmen des 19. Internationalen Klavier-Meisterkursus von Peter Feuchtwanger im Bonner Wohnstift Augustinum bezog erstmals auch einen Liederabend mit ein in den bislang auf Klavier-Darbietungen begrenzten Reigen der Schüler und Studenten des großen Londoner Pädagogen.

Der junge Berliner Bariton (und Pianist) Bert Mario Temme hatte im vergangenen Jahr an Feuchtwangers Bonner Kurs teilgenommen und so gefallen, dass er jetzt mit einem abendfüllenden Lied-Recital vertreten war. Als hochmusikalischen, differenziert mitgestaltenden Partner am Klavier hatte er den Pianisten Paul Cibis mitgebracht, der nach Studien-Jahren bei Karl-Heinz Kämmerling in Hannover und Ausflügen in die Musikwissenschaft und Philosophie seit 1998 noch als Privat-Student mit Peter Feuchtwanger arbeitet.

Bert Mario Temme kann einen angenehm timbrierten und klaren, dem tenoralen Bereich eher zuneigenden Bariton ins Feld führen, der sich am schönsten eigentlich in der Mittellage ausnimmt, durchaus auch über gute Kopftöne und Piani verfügt, im Forte jedoch noch ein wenig starr und roh wirkt. Eine große Tugend Temmes ist seine absolute Textverständlichkeit, ohne dabei jedoch in Gefahr zu geraten, überpointiert zu interpretieren. Eher schon fehlte es noch ein wenig am lyrischen Fluss, an dem, was man gemeinhin mit dem Begriff Belcanto verbindet.

Das Programm des Abends war recht bunt gemischt. Drei reizende Mozart-Lieder, auch eine Auswahl aus Hugo Wolfs "Italienischem Liederbuch" sowie nicht zuletzt dann vier Goethe-Vertonungen aus dem "Faust" gelangen stimmlich wie gestalterisch am besten. Beethovens Zyklus "An die ferne Geliebte" offenbarte zwar durchaus Gefühl und Innigkeit, hätte insgesamt jedoch noch etwas bewegter und drängender ausfallen dürfen.

Zwei Zugaben spendierten die beiden jungen Künstler dann noch, köstlich die eine ("Der Kuss" von Beethoven), besinnlich die andere ("Die Uhr" von Carl Loewe).

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