Vom Design eines Parade-Spießers

Gerd Dudenhöffer über Verwechslungen, Mundart und die Kunstfigur Heinz Becker - Aktuelles Programm läuft im Bonner Pantheon

Vom Design eines Parade-Spießers
Foto: dpa

Bonn. Er hat von nichts Ahnung, aber zu allem eine Meinung - "awwer hunnert Prozent": Heinz Becker, der Parade-Spießer aus dem Saarland. Seit fast 25 Jahren verkörpert der Autor und Kabarettist Gerd Dudenhöffer seine Kunstfigur. Das Programm "Wiederspruch" spielt er jetzt im Pantheon. Mit ihm sprach Dominik Pieper.

General-Anzeiger Sie sind studierter Grafikdesigner. Wie kommt ein Ästhet zu einer Figur wie Heinz Becker mit Batschkapp und Blümchentapete?

Gerd Dudenhöffer: Die kreative Arbeit eines Grafikdesigners, der ja auch mit Text umgeht, ist der eines Autors relativ ähnlich. Irgendwann habe ich mir überlegt, meine angeborene Komik einfach nur noch in Sprache umzusetzen und das zu tun, was mir Spaß macht. Den Heinz Becker habe ich bewusst konstruiert, millimetergenau, da kam mir die Erfahrung als Designer zugute. Manchmal führt die Ästhetik der Sprache eben zu einem unästhetischen Ergebnis.

GA: Stimmt es denn, dass es in Ihrer saarländischen Heimat Bexbach tatsächlich einen Heinz Becker gibt?

Dudenhöffer: Stimmt. Früher wohnte zwei Häuser oberhalb von mir ein Heinz Becker, auch noch der Vater eines Schulfreundes. Ich habe aber wirklich nicht an ihn gedacht, als ich die Figur erfunden habe. Bei ihm kam es auch schon häufig vor, dass im Briefkasten Autogrammwünsche lagen - die an mich gerichtet waren.

GA: Sie werden oft als Herr Becker angesprochen?

Dudenhöffer: Stimmt, immer wieder, das finde ich aber nicht tragisch. Nur wenn man die Geisteshaltung des Heinz Becker auf mich überträgt, muss ich natürlich eingreifen.

GA: Ihr neues Programm heißt ja "Wiederspruch". Warum mit "ie"?

Dudenhöffer: Ein Wortspiel, da kommt der Designer und Texter in mir wieder durch. Heinz Becker macht "wieder'n Spruch", und er ist wie so oft in sich ein Widerspruch. Die Grundkonzeption ist wie bei all meinen Programmen. Er geht einfach auf die Bühne, sagt "Guden Tach", lässt sich über jedes Thema aus und kommt vom Hundertsten ins Tausendste.

GA: Sie haben kürzlich den Friedestrom-Preis erhalten für Ihre Verdienste um die Mundartpflege. Welche Bedeutung hat Dialekt für Ihre Arbeit?

Dudenhöffer: Das ist mein eigentlicher Motor. Heinz Becker würde ohne Dialekt nicht funktionieren. Man kann in Mundart viel mehr ausdrücken als über das Hochdeutsche. In Mundart "schwätzt" man, auf Hochdeutsch "redet" man, sage ich immer.

GA: Ist die Mundart in Ihren Programmen mehr Liebeserklärung ans Saarland oder mehr Ausdruck von Beckers Provinzialität?

Dudenhöffer: Sie charakterisiert einen Menschen aus einer bestimmten Region, mehr nicht. Wie sich der Becker verhält, das ist typisch deutsch, nicht typisch saarländisch - auch wenn viele meinen, die Saarländer seien so wie Heinz Becker. Weit gefehlt! Er könnte genauso gut aus Hamburg oder Dresden kommen.

GA: Wie lange wird es Heinz Becker noch geben?

Dudenhöffer: So lange es den Leuten Spaß macht und so lange ich Ideen habe. Ich versuche, die Figur auch für mich spannend zu halten. Im nächsten Programm, das für 2007 geplant ist, tritt Heinz nicht solo auf, sondern mit seiner Hilde, gespielt von Sabine Urig.

Gerd Dudenhöffer: "Heinz Becker - Wiederspruch", Pantheon, Bundeskanzlerplatz; 4. und 5. September, jeweils 20 Uhr, Karten gibt es im GA-TicketShop sowie in den Zweigstellen.

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