Brotfabrik in Beuel Vitorino Salomé - Die Stimme des Alentejo

BEUEL · Ein bewegtes Leben prägt seine Gesichtszüge und seine Stimme - Vitorino Salomé, die "Stimme des Alentejo". Er floh unter der portugiesischen Diktatur nach Paris und begleitete die Nelkenrevolution mit seinen Liedern.

Heute beschreibt er musikalisch seine Heimat Lissabon in Miniaturen, die voller Saft und Süße ins Leben greifen - da erklingt die schamvolle Wut, die den Gatten befällt, wenn er nach der Siesta am Strand heimkehrt und "den Duft der Liebe auf dem Laken" riecht; der Colonel kann seinen Ärger nicht beherrschen, als er aus den Armen der jungen Prostituierten zurück zu Frau und Kind kommt; oder ein Künstlerfreund, der auf der Straße von Sicherheitskräften erschossen wurde, wird in einer sehr ergreifenden Hymne geehrt. Viele Landsleute hatten sich in die gut gefüllte Brotfabrik eingefunden, doch trat die Sprache der Lieder rasch in den Hintergrund - wandlungsfähig vom samtig-schmeichelnden bis zum stolzen und kantigen Timbre ist seine Stimme.

Mit Gesten, Blicken und Bewegungen vermochte er mit Leichtigkeit farbige, melancholische und lebensnahe Bilder aus seiner Heimat zu zeichnen, verwandelte sich selber geschmeidig in seine Lieder, so dass man selbst in einem Stummfilm sein Singen genießen würde. Doch müsste man dann auf den Sound seiner kongenialen Band verzichten - auf seinem kleinen Drumset zauberte Rui Álves mitreißende und nicht minder sangliche Rhythmen und bildete mit dem dezenten, aber stets präsenten Sérgio Costa am Flügel eine untrennbare Einheit. Für virtuos-melodische Kontrapunkte sorgte das überlegte Saxofon- und Klarinettenspiel Daniel Salomés.

Mit Anklängen an Fado, Bolero, Walzer und Tango entstanden dabei sehr eigene und berührende Interpretationen, die Salomès Stimme einfühlsam unterstützten. So präsentierte der 72-jährige Sänger mit gewinnendem Charme und viel Liebe die Lieder seiner Heimat und wurde dafür begeistert gefeiert. Salomè versteht es meisterhaft, seine Träume hör- und spürbar zu machen und die Besucher der Brotfabrik ließen sich nur zu gerne auf diese Verzauberung ein.

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