Vertrauen auf Verdacht beim Bonner Prix Pantheon

Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig ist "Reif und Bekloppt"

  Mann mit Hut:  Frank-Markus Barwasser und sein Herr Pelzig sollen dem Publikum noch lange erhalten bleiben.

Mann mit Hut: Frank-Markus Barwasser und sein Herr Pelzig sollen dem Publikum noch lange erhalten bleiben.

Foto: Müller

Bonn. Eigentlich ist der Mann zum Abgewöhnen: Trachtenanzug, Cordhut und Herrenhandtäschchen. Einer wie Erwin Pelzig schreibt vielleicht die Kennzeichen von falsch parkenden Autos in der Nachbarschaft auf. Aber Sympathie oder gar Vertrauen? Fehlanzeige.

Zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten ist die von Frank-Markus Barwasser kreierte Bühnenfigur doch eine recht hintergründige Person. "Der Anarchist im Gewand des Biedermanns", wie es in der Laudatio der Jury heißt, aus der Fritz Litzmann alias Rainer Pause bei der Gala im Pantheon zitierte.

Die Gala war Auftaktveranstaltung des diesjährigen Prix Pantheon, bei dem bis Mittwochabend wieder zwölf Nachwuchs-Kabarettisten und -Comedians um die begehrten Pantheon-Trophäen wetteifern. "Reif und Bekloppt" - dieses Attribut bescherte Barwasser jetzt ein Preisgeld von 4 000 Euro.

Worüber sich der gebürtige Würzburger, Jahrgang 1960, natürlich sehr freut. Und so soll ihm und uns der Herr Pelzig noch eine Weile erhalten bleiben: "Wenn ich in das Alter komme, wo ich mich nicht mehr verkleiden muss, um auszusehen wie er, höre ich auf", fügte Barwasser hinzu.

Bis dato allerdings plädiert er für "Vertrauen auf Verdacht". So heißt sein neues Bühnenprogramm, in dem auch Pelzigs Stammtischfreunde Hartmut und Herr Dr. Göbel zu Wort kommen.

Geignet für Anfänger, die den Preisträger bislang vor allem aus Fernsehsendungen wie "Scheibenwischer" oder den "Mitternachtsspitzen" oder bei "Ottis Schlachthof" kannten, aber auch für Fortgeschrittene, die ihn schon live erlebt, im Radio (Bayern 3) gehört oder auch seinen Kinofilm "Vorne ist verdammt weit weg" aus dem Jahr 2007 gesehen haben.

All denen sei gesagt, dass die Fehler und Missgriffe des Lebens allesamt auf drei Ursachen zurückzuführen sind. Schuld ist entweder der Ölpreis oder ein Software-Fehler. Oder es ist Ländersache. Vorsicht ist geboten, wenn Politiker von Eigenverantwortung reden. Auf gut Deutsch heißt das nämlich nichts anderes als "Da zahlt's doch halt selbst, ihr Deppen".

Da muss einen die Politikverdrossenheit der Bundesbürger nicht wundern. Doch auch hier weiß Pelzig Rat: "Wählen gehen und einen Arbeitsplatz gewinnen" - das könnte das Modell der Zukunft werden.

Generell, und das hätte ihm manch einer vielleicht gar nicht zugetraut, geht's für ihn nur mit mehr Gelassenheit und (Selbst)Vertrauen. Also ist der Mann am Ende eigentlich gar nicht so übel.

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