Verliebt, verlobt und abgeklärt: Tina Teubner bei Morenhovener Kabarett-Tagen

Köstliche Politiker- und Diven-Parodien, melancholisch-melodische Betrachtungen der Liebe und herrlich frivole politische Unkorrektheiten: Kabarett vom Feinsten präsentierte die amtierende Deutsche Kleinkunst-Preisträgerin Tina Teubner auf der Bühne des Krea-Theaters.

 Gastiert sonst nur auf großen Bühnen: Kleinkunst-Preisträgerin Tina Teubner.

Gastiert sonst nur auf großen Bühnen: Kleinkunst-Preisträgerin Tina Teubner.

Foto: Wolfgang Henry

Swisttal-Morenhoven. Köstliche Politiker- und Diven-Parodien, melancholisch-melodische Betrachtungen der Liebe und herrlich frivole politische Unkorrektheiten: Kabarett vom Feinsten präsentierte die amtierende Deutsche Kleinkunst-Preisträgerin Tina Teubner auf der Bühne des Krea-Theaters.

Im Rahmen der Morenhovener Kabarett-Tage gewährte sie Einblicke ins Ehe- und Familienleben, die den roten Faden durchs Programm aus Chansons und Dialogen mit Ben Süverkrüp am Klavier bilden. Ob ihrer eigenen alten Tagebucheintragungen schämt sie sich zu sehr, darum hält sich Tina Teubner lieber an das "Tagebuch meines Mannes". Zwar hielten Skrupel sie dann doch von der Lektüre auf offener Bühne ab - aber eigentlich, so ließ sie das Publikum wissen, handele es sich ja um einen moralischen Notstand: Da Männer bekanntermaßen nicht viel kommunizieren, muss frau sich anderweitig Zugang zu ihrer Gemütslage verschaffen.

Substanzielles ist dort freilich nicht zu erwarten: "Auch verschlossene Schränke sind gern mal leer", konstatiert Teubner mit Rückblick auf die lapidaren Eintragungen eines Verflossenen: "Nach langem Hin und Her hat Horst sich für den Opel entschieden."

Ihr eigenes, auf Entbehrung angelegtes protestantisches Leidens-Ethos ist allerdings hoffnungslos darauf gepolt, Opfer zu bringen und auch im Seichten noch nach Hintergründigem zu fischen. So hat es etliche Versuche gebraucht, um endlich an den Mann zum Miteinander-alt-

Werden zu kommen. Die "Harmonie-Allergie" freilich ist geblieben: "Letztlich muss man immer ein bisschen unglücklich bleiben, sonst hat's ja keine Substanz!" Wie gut also, dass mit den Kindern unvermeidlich auch der "Mein-Mann-ist-mein-Feind-Nölton" einzieht: Ihr Abgesang auf die leidenschaftliche Verliebtheit im Würgegriff des Alltags fällt mal parodistisch frech, mal melancholisch zart aus.

In Hochform ist Teubner auch beim Feldzug gegen die Reformhaus-Stammkundinnen und schmallippigen Sinnlichkeitsverwüster dieser Welt. Lieber Protest-Pommes und Rotwein statt Öko-Porree und Brottrunk, so ihre Devise. Tina Teubner auf der Krea-Bühne: ein erfrischender Glücksfall - "zumal sie eigentlich gar nicht mehr auf so kleinen Bühnen gastiert", wie Organisator Klaus Grewe betont.

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