Preis der Videonale.16 Unruhe im Paradies

Bonn · Der Preis der Bonner Videonale geht anlässlich der Eröffnung im Kunstmuseum Bonn an die marokkanische Filmemacherin Randa Maroufi. Am Freitag startet der Parcours durch die Stadt.

Es sind Bilder voller Poesie und Spannung: Ruhig gleitet die Kamera durch einen verwilderten Freizeitpark in Casablanca, in den sich Jugendliche zurückgezogen haben. Randa Maroufi zeigt diese Gruppen als Tableax vivants, in eingefrorenen Szenen. Die da durchmäandernde Kamera erzeugt einen gemächlichen Fluss der Bilder. Fast übersieht man, dass es durchaus gewalttätige, bedrohliche Momente in diesem verwunschenen Paradies gibt. Aus dem Off hört man einen Radiobeitrag über kriminelle Aktivitäten Jugendlicher in sozialen Netzwerken. Die vermeintliche Idylle bricht vollends, als es gegen Ende der Kamerafahrt zu einer Verhaftung kommt.

Völlig verdient hat die 1987 in Marokko geborene Maroufi für ihren intensiven Beitrag „The Park“ am Donnerstagabend im Kunstmuseum Bonn den Videonale Preis der fluentum Collection des Berliner Software-Unternehmers und Sammlers Markus Hannebauer bekommen. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert. Eine „Lobende Erwähnung“ erhielt der Brite Louis Henderson anlässlich der Videonale-Eröffnung für seine sehr anspruchsvolle Arbeit über Polizeigewalt gegen Schwarze, „Back Code/Code Noir“, die wie „The Park“ zu den herausragenden Arbeiten der am Donnerstagabend gestarteten Videonale.16 zählt.

Der entschleunigte Blick

In der Begründung der Jury, der neben dem Preisstifter Hannebauer der Intendant des Kunstmuseums, Stephan Berg, Stefanie Kreutzer (Museum Morsbroich), die Preisträgerin der Videonale 15, Shelly Nadashi, und Thomas Thiel (Bielefelder Kunstverein) angehörten, liest man: „Die Jury war beeindruckt von der visuellen Dichte und formalen Übersetzung einer sozialen Situation, die sich sowohl im öffentlichen als auch im medialen Raum der sozialen Netzwerke abspielt.“ Die Künstlerin setze auf einen geführten und bewusst entschleunigten Blick, der im Kontrast zur Schnelligkeit und Vervielfältigung der Bilder im Internet stehe. „So schafft Maroufi assoziationsreiche Raum- und Menschenbilder, die an klassische Bildtraditionen erinnern. Der Park steht hierbei als Metapher für einen gesellschaftlichen Zustand, in dem öffentliche, private und mediale Ebenen miteinander verschmelzen.“ Die Stärke des Films liege, so die Jury, in der Intensität und gleichzeitigen Offenheit der gefundenen Bildsprache.

Am heutigen Freitag wird um 20 Uhr der Videonale-Parcours in der Gesellschaft für Kunst und Gestaltung eröffnet. Das Programm zeigt an sechs Stationen in der Nordstadt 16 Arbeiten von Studierenden der Hochschule für bildende Künste Hamburg, des Seminars „urban stage“ von Mischa Kuball der Kunsthochschule für Medien Köln und der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Stationen sind die Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, das Künstlerforum, der Dialograum der Kreuzung an St. Helena, das S.Y.L.A.NTENHEIM, die Schaumburg sowie die Fabrik45, wo ab 21.30 Uhr nach zwei Performances Party angesagt ist.

Informationen: v16.videonale.org. Dort findet man auch das Programm des Festivals, einen Lageplan und die Adressen der Parcours-Stationen.

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