Weltmusikfestival „Over the Border“ in Bonn Unbändige Lebensfreude

Bonn · Erst afrikanischer Soul, dann indisch angehauchter Reggae, und immer gute Laune: Der Eröffnungsabend des neuen Bonner Weltmusikfestivals „Over the Border“, der am vergangenen Donnerstag in der Harmonie stattfand, hat alle Erwartungen erfüllt und für einen Auftakt nach Maß gesorgt.

 Strahlendes Lächeln: Melane Nkounkolo von den Local Ambassadors in der Endenicher Harmonie.

Strahlendes Lächeln: Melane Nkounkolo von den Local Ambassadors in der Endenicher Harmonie.

Foto: Thomas Kölsch

Die Local Ambassadors (streng genommen eine Variante der Formation „Sax and the City“) sowie die in Schottland geborene Sängerin Soom T zogen in einem Doppelkonzert alle Register, präsentierten sich bunt, abwechslungsreich, international, sich nicht um Grenzen kümmernd und immer wieder neue Impulse gebend. Also all das in sich vereinend, was in den fünf Tagen des Festivals im Mittelpunkt stehen soll.

Mit den Local Ambassadors setzte Veranstalter Manuel Banha ein klares Statement: Musik in allen Farben und Formen war und ist Bestandteil des musikalischen Selbstverständnisses der UN-Stadt Bonn, ein Ausdruck jener Weltoffenheit, die sie für sich in Anspruch nimmt. Dabei gab es bereits zu Anfang eine kleine Überraschung, als der erst 13-jährige Johannes Siewert die Band bei ihrem Opener mit der persischen Geige begleitete.

Ein ungewöhnlicher Startschuss zu einer fast dreistündigen Party, an der Abiodun Odukoya alias Don Abi, Albert N'Sanda und Melane Nkounkolo einen wesentlichen Anteil hatten. Die drei Sänger, aus deren Repertoire die Local Ambassadors genussvoll schöpften, hatte Percussionist Roland Peil extra für diesen Abend mit ins Boot geholt und damit einen Volltreffer gelandet.

Don Abis volltönendes Organ rief Erinnerungen an den Motown-Soul wach, während der helle Tenor N'Sandas – ein das Publikum aufputschendes Energiebündel, das erst im Januar an der Single „Zeiten ändern sich“ von Culcha Candela mitgewirkt hat – zwischen Deutsch-Pop mit Botschaft (so sang er ein Lied über Edward Snowden) und R'n'B wechselte.

Und Melane Nkounkolo? Die Afro-Pop-Gazelle, deren Lächeln den gesamten Raum zum Strahlen bringen konnte, kombinierte kongolesische Texte mit aufreizendem Groove und einer charismatisch weichen Stimme zu fantastischen Klangkonglomeraten, zu denen die exzellente Band und vor allem der immer wieder in den Vordergrund tretende Saxofonist Waldemar Leczkowski beitrugen.

Das zweite Set des Abends übernahm dann Soom T: Eine Schottin mit indischen Wurzeln, die sich stilsicher zwischen Dancehall, Hip Hop, Raggamuffin und dem aus dem Punjab stammenden Bhangra bewegt und die Harmonie in eine Diskothek verwandelte.

Das insgesamt recht junge Publikum wippte begeistert im Takt, während die druckvollen Beats und die scheinbar in doppelter Geschwindigkeit heruntergerasselten Wortakrobatik-Übungen ihre Wirkung entfalteten. Sowohl für in der Szene beliebte Tracks wie „Ganja Ganja“ als auch für das improvisierte „Ich liebe Bonn“ wurde Soom T ausgiebig gefeiert.

Diese konnte sich dabei auf ihre dreiköpfige Damenband verlassen, aus der vor allem Drummerin Vee hervorstach: Ihr präzises, gefühlvolles und zugleich fast schon rockiges Spiel war schlichtweg atemberaubend. Für die kommenden Festivaltage ist dies überaus vielversprechend, zumal noch einige internationale Stars ihre Aufwartung machen. So machen Grenzüberschreitungen Spaß.

Weitere Festival-Termine: 27.2.: Afro-Luso-Night mit Blick Bassy, Carminho und Dino D'Santiago, 19 Uhr, Telekom Forum. 28.2.: Flavia Coelho, 19 Uhr, Harmonie. 29.2.: Rabih Abou-Khalil Trio, 20 Uhr, Harmonie. Karten gibt es in den bonnticket-Shops der GA-Geschäftsstellen.

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