Kommentar Überfällige Entscheidung

Der Mann hat etliche Verdienste. Er ist ein exzellenter Kunstkenner und eloquenter Vermittler, dazu ein Kurator mit globalem Kontaktnetz. Vor allem dank Werner Spies konnte Brühl dem Weltkünstler Max Ernst einen standesgemäßen Museumsauftritt bieten.

Allerdings umgab sich der viel gefragte, viel geehrte Spies auch mit einer Unfehlbarkeitsaura, die der Fall Beltracchi brutal zerstörte. Es war weniger das menschliche Irren, das hier schockierte, als vielmehr die aufreizende Schlichtheit der Spies-Expertisen und ihr stattliches Honorar. Von Fälschern hofiert und für die Vermittlung von Fälschungen entlohnt - das war das Ende der früher kaum je hinterfragten Instanz Werner Spies.

Dass auch er ein Getäuschter und sein Renommee-Sturz nicht ohne Tragik ist, sei nicht verschwiegen. Dennoch kommt sein keineswegs freiwilliger Rückzug viel zu spät, um noch als honorige Konsequenz gewertet zu werden. In diesem Zusammenhang darf man auch fragen, ob der LVR nicht früher und entschiedener auf ein Ende der Zusammenarbeit hätte dringen müssen.

Vor allem aber müssen Konsequenzen gezogen werden. Wie der Kunsthandel sollten auch die Museen begreifen, dass blinde Experten-Gläubigkeit geradewegs in die Katastrophe führen kann.

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