Silje Nergaard in der Harmonie Über den Wellen ist Ruh'

BONN · Gerne wird sie immer noch als jene Jazz-Sängerin angepriesen, die in jungen Jahren mit ihren Interpretationen die Band des 1987 verstorbenen Jaco Pastorius ebenso für sich einzunehmen vermochte wie den großen Gitarristen Pat Matheny - doch wie ihr Konzert in der restlos ausverkauften Harmonie einmal mehr unter Beweis stellte, ist Silje Nergaard diesem Feld mittlerweile weitgehend entfleucht.

 Sparsames Programm: Silje Nergaard in Bonn.

Sparsames Programm: Silje Nergaard in Bonn.

Foto: Thomas Kölsch

Was gar nicht mal so schlecht ist: Zarte Töne und ineinanderfließende lyrische Phrasen lagen der charmanten Norwegerin mit dem sanften Sopran ohnehin schon immer mehr als improvisierte Versatzstücke. So zeigen sich zwar auch jetzt noch hier und da ein paar kecke Tupfer, im Mittelteil sogar zwei komplette, leichte Barjazz-Balladen, doch der Schwerpunkt liegt eindeutig in einer anderen Richtung. Feines, zerbrechliches Singer-Songwritertum dominiert die neue CD "Chain of Days", die Nergaard an diesem Abend vorstellt - und damit offensichtlich ein Bedürfnis nach ein paar Momenten des Träumens erfüllt.

Dabei hat Silje Nergaard ihr Programm noch stärker reduziert als bei ihrem letzten Besuch in der Bundesstadt. Zwei statt drei Gitarristen (Hallgrim Bratberg und Håvar Bendiksen), die allerdings, wenn sie denn wie etwa beim fantastischen Klassiker "Tell me where you're going" losgelassen werden, auch den Job von vieren erfüllen; kein Funk, dafür ein veritabler Disko-Song mit jeder Menge guter Laune und der einzigen Chance für die Fans, lautstark vierstimmig mitzusingen; und ein Umfang von etwa 90 Minuten inklusive Zugaben. Nicht gerade üppig, zumal die 48-Jährige kurz zuvor noch betont hat, wie sehr sie die Energie in der Harmonie liebt. Hätte sie ja mal richtig ausnutzen können. So wie früher.

Immerhin, ab und zu kommt es zu einem leichten Aufbäumen, bevor Nergaard und ihre beiden Männer wieder zurückfallen in diese eigentlich unspektakuläre und zugleich zauberhafte Geruhsamkeit, darin eintauchend, ohne große Wellen zu schlagen. Nur Nergaards Stimme schwebt wie bei "Be still my heart" über diesen Wassern, getragen von einigen filigranen Saitenklängen. Schön - und doch wäre es noch schöner gewesen, wenn an der ein oder anderen Stelle eben jene tiefen Bässe und Drum-Patterns hinzugekommen wären, die sich auf "Chain of Days" finden. Oder der eindringliche Parallelgesang, den der exzellente Jazz-Sänger Kurt Elling bei der Album-Version von "The Dance Floor" hinzufügt.

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