Konzert in Kölner Lanxess-Arena Udo Lindenberg rockt die "Exzess-Arena"

Köln · "Volle Dröhnung, hoch die Tassen": Mit einer fulminanten Show hat Udo Lindenberg rund 18.000 Besucher in der Lanxess-Arena begeistert. Oder wie es der Musiker selbst sagte: in der "Exzess-Arena".

Udo Lindenberg kommt nicht einfach so. Raketentriebwerke donnern auf der Videoleinwand, ein Jumbo – Panik 1 – rast durch die Atmosphäre und kommt am Bühnenende zum Stehen. Acht Udos kommen die Gangway hinunter. Breite Hutkrempe, Sonnenbrille, lange Haare, hautenge Jeans. Dann schwebt der echte Udo auf einer Raumkapsel ein. Eher unspektakulär, ohne Raumanzug. Das Panikorchester spielt „Woddy Woddy Wodka“. Udo hat die Höhen und Tiefen genossen, ob mit Wodka oder Whiskey, „volle Dröhnung, hoch die Tassen“. Mit 73 Jahren ist er wieder ganz oben.

Die „Honky Tonky Show“ beginnt. Tänzerinnen schweben über die Bühne, alle schwarz gekleidet – wie ihr Meister.

Eine der Facetten von Udo: Er weiß Partys zu schmeißen. Er ist witzig, in seiner ganz eigenen Sprache findet den richtigen Ton, den jeder verstehen kann.

Und da ist der politische Mensch, der sich aufregt über Kriegstreiberei, Umweltzerstörung und sich einsetzt für die gleichgeschlechtliche Ehe. Der Kölner Dom erscheint auf der Leinwand, die Orgel erfüllt die Arena. Mönche seilen sich ab, junge Nonnen kommen dazu. Beim Heinz Rühmann-Klassiker “Ich breche die Herzen der stolzesten Frauen“ gibt Udo ihnen den Segen. Die Nonnen knutschen, die Mönche küssen sich, sie entledigen sich ihrer Kleider und hüpfen in knappen Kostümen über die Bühne.

Udo meint es ernst: „Jede Art von Liebe ist gut“. „Wozu sind Kriege da?“ gesungen vom Kinderchor „Kids On Stage“, „Ratten“ über Umweltzerstörung und „Straßenfieber“, wo große Trump- und Putin-Masken im Ring aufeinander einschlagen. Ein bisschen naiv. Später kommt noch Gentleman dazu, um die „Bunte Republik Deutschland“ auszurufen. Udos Engagement ist kein Ranschmeißen an einen kritischen Zeitgeist. Er war stets auch politisch. Musik kann Politik unterstützen, auf die Straße gehen, das muss jeder selbst.

Und dann gibt es den Nachdenklichen, den melancholischen Udo. Songs, die ins Herz stürmen, weil sie einfach und ohne Spur von Überheblichkeit sind. Es kommt der besinnliche Teil des Abends. „Das Leben“, „Sternenreise“, „Cello“, „Stärker als die Zeit“ und „Horizont“. Stimmlich wird er von seinen Gesangspartnerinnen Ina Bredhorn und Nathalie Dorra unterstützt. Das machen sie klasse. Am Ende wird Udo etwas heiser. Ein bisschen Eierlikör, damit geht's schon.

Jetzt kommt der große Schluck aus der Hitkiste. „Johnny Controletti“, „Sonderzug nach Pankow“, „Alles klar auf der Andrea Doria“, „Candy Jane“ und „Reeperbahn“. Ein Karneval mit allem Drum und Dran. Nach zweieinhalb Stunden findet das Spektakel ein Ende, mit Akkordeon untermaltem „Good bye Sailor“ sagt man Tschüss. Bei „Odyssee“ steigt Udo in seine Raumkapsel. Auf der Leinwand bricht ein Tornado aus, ein Flugzeug fliegt rückwärts. Aber das ist egal. In roten Lettern wird angezeigt: „Wir kommen wieder.“ Dann ist ja alles gut.

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