Band Tortoise in der Harmonie Bonn Trommel und Beton

Bonn · Die Band Tortoise gab ein Konzert in der Harmonie in Bonn. Klassische Klangstrukturen greifen hier jedoch nicht.

 Er trommelt: John Herndon.

Er trommelt: John Herndon.

Foto: Thomas Kölsch

In gewisser Weise nehmen die Klänge in der Harmonie die Ereignisse der Wahlnacht in den USA vorweg. Wummernd sind sie, aufpeitschend, vibrierend, mitunter aggressiv, dann wieder melancholisch – und vor allem voller Überraschungen.

Klassische Strukturen greifen hier nicht. Der Chicagoer Band Tortoise gelingt es seit inzwischen fast 30 Jahren, mit ihrer Mischung aus Elektronika, Jazz und Post-Punk den herkömmlichen Rock zu überwinden und mit intelligenten Ansätzen immer wieder neu zu erfinden

Auf die Trommel hauen können John Herndon, Dan Bitney und John McEntire. Mit Nachdruck. Fast schon zu viel Nachdruck, so als wollten die drei Multiinstrumentalisten, die abwechselnd und mitunter auch gleichzeitig an den Drums Platz nehmen, jeden Funken von Tiefgang vergessen machen und die komplexen, kreativen Passagen zubetonieren. Andererseits agieren sie mit technischer Brillanz, während sie entlang der von Gründungsmitglied und Bassist Douglas McCombs gelegten Grundlinien zahllose verschwurbelte Polyrhythmen zu einer nahezu undurchdringlichen Klangmauer aufschichten.

Dazwischen scheinen dann die Geistesblitze hindurch: die fein verzahnten Melodien, die mal von der Gitarre Jeff Parkers, mal von Keyboards und in den besten Momenten vom Vibraphon zwischen die Schlagmuster geschoben werden und die sich auch von Verzerrungen und Noise-Einsätzen nicht zum Schweigen bringen lassen.

Könnte fast eine Allegorie sein. Es gibt noch Schönheit zwischen all den Misstönen, selbst wenn diese ab und an die Überhand haben.

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