Trauerarbeit in versöhnlich wirkenden Pastellfarben

Daniel Klajner dirigiert Fauré und Saint-Saëns beim Sonntagkonzert in der Bonner Beethovenhalle

Bonn. Bei Giuseppe Verdis "Requiem" kann es dem Zuhörer schon mal Angst und Bange werden. Der Komponist fuhr - zumal in der "Dies irae"-Sequenzen - sämtliche klanglichen Geschütze auf, derer er habhaft werden konnte, und malte den Tag des Zorns in grellen, furchterregenden Farben, wie sie vielleicht nur ein Opernkomponist seines Formats erfinden konnte.

Gabriel Fauré blieb da sehr viel zurückhaltender in der Wahl der musikalischen Mittel. Sein Requiem ist Trauerarbeit in versöhnlich wirkenden Pastellfarben, vermittelt eher Hoffnung und Zuversicht als Angst und Schrecken. Auf die Vertonung der bei Verdi im Zentrum stehenden "Dies irae"-Sequenz verzichtete er konsequenterweise ganz.

Mit Faurés Requiem eröffnete das Beethoven Orchester unter Leitung des Schweizer Gastdirigenten Daniel Klajner jetzt das 3. Sonntagkonzert der laufenden Saison. Dass es eine sehr bewegende Aufführung wurde, verdankt sich nicht nur der Komposition selbst, sondern auch der sehr homogenen Aufführung.

Dazu trug vor allem auch der Philharmonische Chor der Stadt Bonn bei. Thomas Neuhoff hatte die Sängerinnen und Sänger bestens vorbereitet, so dass Klajner schon im Introitus und Kyrie feinste dynamische Nuancen abrufen konnte. Der Chor konnte sich auf einen sehr fein ausbalancierten Orchesterklang stützen, der von samtig klingenden tiefen Streichern grundiert wurde.

Den Sopranpart hatte Fauré ursprünglich für eine Knabenstimme komponiert, was Solveig Kringelborn in ihrer Darstellung durchaus zu berücksichtigen schien. Der "Pie Jesu"-Satz, dessen Tonumfang den eines Kinderliedes kaum überschreitet, klang durch ihre sehr reine, klar geführte Stimme anrührend unschuldig.

Der von Alexander Marco-Buhrmester mit viel Seele und Sensibilität gesungene Bariton-Part enthält sich ebenfalls jeglicher auftrumpfender Gebärde, auch wenn er den dramatischsten Satz des Requiems, das "Libera me", umklammert. In seinem Requiem zitiert Fauré an einer Stelle die sogenannte Orgelsinfonie seines Lehrers Camille Saint-Saëns.

In dieser in der zweiten Konzerthälfte gespielten und vom Publikum mit begeistertem Beifall aufgenommenen Sinfonie ist freilich ausgerechnet die von Fauré außen vor gelassene "Dies irae"-Sequenz von zentraler Bedeutung. Klanglich sehr schön gelang dem Orchester unter Leitung von Klajner die Adagio-Einleitung, wie überhaupt die lyrischen Momente der Sinfonie immer wieder aufblühten.

Auch der Gesang des Adagios, der von den Streichern intoniert und von den Holzbläsern und Hörnern aufgenommen wird, war von ausgesuchter Schönheit. Wesentlich zum Erfolg der Sinfonie haben natürlich das furiose Scherzo und das von einem mächtigen Orgelpleno eingeleitete Finale mit seiner eingängigen Choralmelodie beigetragen.

Das Klais-Instrument in der Beethovenhalle wurde von Christoph Anselm Noll nicht nur an solch exponierten Stellen bravourös gespielt, ihm gelang zuvor auch die Verschmelzung mit dem Orchesterklang ausgezeichnet. Der Beginn des Scherzos hätte indes durchaus schärfer konturiert sein können, und auch den wirkungsvollen Bläserattacken des Finales fehlte es noch ein bisschen an Brillanz und Durchschlagskraft.

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