"Trau keinem über 60!" im Contra Kreis Theater

Inszenierung setzt ganz auf witzige Dialoge - Darsteller zeigen mit viel Schwung, wie man im Alter noch einmal so richtig durchstarten kann

"Trau keinem über 60!" im Contra Kreis Theater
Foto: Contra Kreis Theater

Bonn. Tango in Paris oder doch lieber Fango in Abano? Ganz egal: Hauptsache, nicht zu Hause am Ofen sitzen, Kreuzworträtsel lösen und mit dem Hund um den Block gehen.

60 ist doch kein Alter, da kann man im Leben und in der Liebe noch einmal so richtig durchstarten und den besorgten Erben eine lange Nase drehen. So wie Buchhändler Robert, dem mit Andrea noch einmal die große Liebe begegnet ist: Zusammen sind die beiden Oldies ein Paar, das die Jungen alt aussehen lässt.

"Trau keinem über 60!" heißt das Erfolgsstück aus der Feder von Gunther Beth und Barbara Capell, das Vitalität und Lebensfreude der "Neuen Alten" komödiantisch verarbeitet. Claus Biederstaedt setzt mit seiner Inszenierung im Bonner Contra Kreis Theater ganz auf den Witz der Dialoge und den Schwung seiner Darsteller; beides ist in ausreichendem Maß vorhanden.

Peter Fröhlich schafft mühelos den Spagat zwischen grantelndem Ruheständler und frischverliebtem Schwerenöter; Karin Dors Andrea scheint mit ihrem Selbstbewusstsein, Charme und dem Funkeln in ihren Augen zunächst unverwundbar - bis Oliver auftaucht: Der Sohn, der über 13 Semester Pädagogik nicht hinausgekommen ist und es nicht schätzt, wenn Arbeit zur Routine wird, ist Andreas Achillesferse.

Und es fliegen ganz schön die Fetzen, bevor sich der Gewissenskonflikt zwischen Mutterliebe und neuem Glück in Wohlgefallen auflöst. Rotzfrech ist Udo Thies als Nichtsnutz Oliver, der trotz seiner coolen Fassade immer eine starke Frau zum Anlehnen braucht - wenn nicht die Mama, dann vielleicht Emily (frisch: Gabriele Nickolmann), eine knallharte Geschäftsfrau, die zwischendurch auch mal gern was zum Kuscheln hätte.

Ein genialer Einfall ist es, die Rolle von Roberts Filius mit dem Autor Gunther Beth zu besetzen: Der sieht nämlich als Tom schon wesentlich zerknitterter aus als Peter Fröhlichs Robert und illustriert so sein bescheidenes Abschneiden im Generationenvergleich: Hier der jung gebliebene Papa mit Flausen im Kopf und Freude im Herzen, dort der frühzeitig gealterte Sohn, ein humorloser Bedenkenträger, der nur für das Geschäft lebt.

"Trau keinem über 60!" ist keine Komödie der Irrungen und Wirrungen: Das Personen-Inventar ist so übersichtlich, die Beziehungen sind so klar angelegt, dass Verwechslungen und lustiges Türenschlagen von vornherein nicht zu erwarten sind. Das Stück lebt nicht von Situationskomik, sondern vom heiteren verbalen Schlagabtausch, mal mit ernstem Unterton, mal in gehobener Screwball-Qualität.

Dennoch wünscht man sich, es würde ein bisschen mehr passieren. Aber überraschende Wendungen bleiben aus - nur das Können und die Ausstrahlung der Schauspieler sind in der Lage, dem Zuschauer über die Längen im vorhersehbaren Handlungsablauf hinwegzuhelfen. Nicht zu vergessen das Bühnenbild: Pit Fischer hat Roberts Junggesellenbude mit vielen schönen Effekten ausgestattet, die das Herz des Kindes im Manne höher schlagen lassen.

Bis zum 15. Februar 2009, Karten unter 63 23 07 und in den GA-Ticketshops

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