Tragische Oper "Norma" in Köln

KÖLN · Der Regisseur Peter Konwitschny kam nach einer konzertanten Opernaufführung zu Edita Gruberova und sagte zu ihr: "Ich habe alles gehört - und gesehen". Dieses Gefühl stellte sich jetzt auch in der konzertanten Version der Tragischen Oper "Norma" von Vincenzo Bellini ein, deren Premiere vom begeisterten Publikum in der ausverkauften Kölner Oper gefeiert wurde - mit Edita Gruberova in der Titelrolle.

 Regina Richter (l.) feierte mit einer Glanzleistung an der Seite des Weltstars Edita Gruberova einen persönlichen Triumph.

Regina Richter (l.) feierte mit einer Glanzleistung an der Seite des Weltstars Edita Gruberova einen persönlichen Triumph.

Foto: Leclaire

Es ist aktuell ihre Lieblingsrolle, sie hat sie mehrfach gesungen, und sie kündigte bereits im Vorfeld an: "Da gehe ich total auf Emotion!" In Köln zeigte sie sich als ganz große Meisterin dramatischer Gestaltung, eindrucksvoller kann eine zerrissene, gepeinigte und verunsicherte Frauenfigur wie Norma nicht zu Leben erweckt werden - Gestaltung durch die Musik.

Diese Kölner Opernpremiere wäre wohl ohne "die Gruberova" gar nicht geboren worden. Sie hat sich der konzertanten Form verschrieben, eine neue und sehr praktikable Art und Weise, seltener gespielte Werke aufzuführen und die Bedeutung der Musik im Musiktheater neu zu gewichten: Bellinis Werk kann Opernfreunde in rauschhafte Zustände entführen.

Auf der Opernbühne saß das Orchester, dahinter der Opernchor, die Sänger agierten an der vordersten Bühnenrampe. Das erinnerte an längst vergangene Regietechnik, wo die Verdi-Interpreten zum Absingen ihrer Arien immer nach vorn traten und in das Publikum strahlten. Ein bisschen spielt der viel zitierte Konflikt zwischen Sänger und Regietheater in die neue Liebe der Gruberova zur konzertanten Präsentation.

Nächste Vorstellung am 23. Januar

Für Norma ging ihr Plan auf. Auch das Team kannte sich teilweise bestens. Der Dirigent Andriy Yurkevych hatte schon einige Erfolge mit Gruberova als Norma begleitet, er gilt als Spezialist für Belcanto-Ausflüge, durch die er das hoch motivierte Gürzenich-Orchester sicher leitete. Auch Zoran Todorovich gedieh an der Seite der Primadonna zum "Norma"-Tenor, als Pollione bringt er die Herzen der Damen zum Rasen. Stimmlich blieb er hinter den Damen zurück, zu viel Kraft unter den Spitzentönen verhinderte den heiligen Glanz tenoraler Höhen.

Von Kölner Seite stammte Nikolai Didenko, bekannt u.a. aus Laufenbergs Don Giovanni. Der junge Mann sang den Oroveso, den Vater der Norma, ein biologisches Wunder also, wären wir nicht in der Oper. Ein weiteres Wunder ereignete sich um die zweite Dame im Kreise der Protagonisten. Regina Richter, seit rund zehn Jahren in Kölner Diensten, warf sich so willig in den fruchtbaren Konkurrenzkampf zu ihrer weisen Kollegin und spielte so begierig gestisch und emotional mit der "Diva des Belcanto", wie es der Opernfreund in dieser Nähe und Intensität nur in einem Meisterkurs erleben kann.

Obwohl die Farben der Gruberova, deren Bühnendebüt und internationaler Durchbruch an der Staatsoper Wien bereits mehr als 40 Jahre zurückliegt, tatsächlich von höchster Kultur bleiben und ihre Pianissimo-Einlagen wie die gefeuerten Spitzen zum Ensemble-Tutti perfekt klingen, wirft eine junge Stimme einen unerlernbaren Glanz in die Waagschale.

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