Endenich Toni Ming Geigers Klavierabend in der Trinitatiskirche

Bonn · "Seine h-Moll-Sonate übertrifft für mich an Originalität, Kühnheit und Geschlossenheit alles, was nach Beethoven und Schubert in dieser Gattung entstanden ist", hat Alfred Brendel einmal zu Protokoll gegeben.

Toni Ming Geiger, der das Robert Schumann gewidmete, einsätzige, aber stark verschachtelte Werk Liszts für den zweiten Teil seines Klavierabends bei "tr-i-molo" in der gut besuchten Endenicher Trinitatiskirche ausgewählt hatte, weiß um solche Qualitäten und spürt diesen scharfsinnig nach, eingedenk Brendels Warnung, "Bravour um ihrer selbst willen" sei "das letzte, was Liszt verdient". Dabei hält der intelligent disponierte Spannungsbogen des gegenwärtig in Köln studierenden Jungpianisten von der ersten bis zur letzten Note. Selbst extreme Akzentuierungen wirken bei ihm durchdacht und schlüssig.

Seinen Sinn fürs Ganze hatte Geiger schon zu Beginn in Schuberts vier Impromptus op. 90 (Deutsch 899) unter Beweis gestellt, indem er beispielsweise dem Einleitungsakkord des c-Moll-Impromptus eine nachgerade "himmlische Länge" gönnt, einer klammernden Überschrift gleich. Die unerbittlichen Tonrepetitionen in der Linken unterstreichen den fordernd fließenden Gestus.

Inwieweit Liszt als "radikaler Vorläufer der Moderne" (Brendel) gehandelt werden darf, wurde bei Debussy deutlich, aus dessen "Images" Geiger "Reflets dans l'eau" aus dem ersten sowie "Et la lune descend sur le temple qui fut" und "Poissons d'or" aus dem zweiten Buch als farbenreiche Innenspiegelungen realisierte. Mit "La sérénade interrompue" aus Debussys erstem Buch der "Préludes" bedankte sich der Pianist in der Zugabe für den herzlichen Applaus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort