Suche nach Alternativen Thomas Freitag brilliert im Pantheon

Bonn · Bibliothekar Schüttlöffel gibt nicht auf. Als seine Stadtteilbibliothek geschlossen werden soll, verschanzt er sich zwischen staubigen Büchern und beschallt den bemühten Polizeipsychologen mit Goethe-Gedichten.

Er, der noch um die Wichtigkeit von Literatur in der Gesellschaft weiß, schreibt das Verschwinden ebenjener gleichermaßen den Politikern wie den Bürgern selbst zu. Thomas Freitag nimmt sich im Pantheon eines Themas an, das unweigerlich zum Nachdenken anregt. Dennoch - mit zahlreichen Verwandlungen vermag er die Leichtigkeit zu bewahren, etwa als Socken kaufender Karl Marx, der nach Widerrufung seiner Thesen zum Schnäppchenjäger mutiert. Frittenbudenbesitzer Sigi sieht das Land von "Salatisten" bedroht, und Willy Brandt wütet über den nach ihm benannten Berliner Flughafen.

Hinter allem steht der Hass auf die Monokultur, die Alternativlosigkeit und eine Zeit, in der "Weltverbesserer" ein Schimpfwort ist. Freitag formuliert klare Botschaften, wirkt aber aufgrund der von ihm eingenommenen Rollen nie lehrerhaft. Ein mutiger Abend mit urkomischen Momenten und solchen, die zutiefst rühren. Bleibt die Hoffnung auf eine Zukunft, in der wir "Kindern nicht beibringen, wie die Welt ist, sondern sie uns beibringen, wie sie werden könnte".

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