Thomas Freitag brilliert im Pantheon

Meilenstein des deutschen Kabaretts

Thomas Freitag brilliert im Pantheon
Foto: dpa

Bonn. Zu Klängen aus den "Brandenburgischen Konzerten" von Johann Sebastian Bach schreitet Thomas Freitag ganz beseelt auf die Bühne. "Das ist doch der Gottesbeweis", bemerkt er schwärmerisch.

Um sich anschließend auf die Videokamera einzudrehen, die auf einem Stativ befestigt ist und im Laufe des Abends immer wieder Statements von Freitag aufzeichnet. Die gehen als Video-Botschaft an die Islamisten.

In seinem aktuellen Programm "Die Angst der Hasen" widmet sich der Kabarett-Großmeister dem Kampf der Kulturen und dem Patienten Deutschland. Der Abend wird sich als eine Sternstunde des politischen Kabaretts erweisen, als ein ungemein durchkomponiertes und intelligentes satirisches Oeuvre.

Der Bühnenhintergrund zeigt einen riesigen Kunstdruck von Caspar David Friedrichs Ölgemälde "Frau in der Morgensonne". Wenig Idylle hingegen anno 2009 in deutschen Landen, trotz eines durchschnittlichen Jahreseinkommens von immerhin 36 000 Euro. "Aber das sind Statistiken", rückt Freitag das Szenario gerade. "Wenn zwei Jäger auf einen Hasen schießen, und der eine schießt links, der andere rechts vorbei, dann ist der Hase statistisch gesehen tot."

Die Schieflage im Gesundheitssystem illustriert Thomas Freitag am Beispiel der rund 20 000 Verordnungen zur Müllentsorgung. Im Landkreis Aurich werde im Müllwagen der Bio-Abfall auf Beimischungen sogar geröntgt. "Da geht's dem Müll besser als den Kassenpatienten. Was meinen Sie, wie viele Ostfriesen morgens in ihre Tonne klettern?"

Formvollendet seine Abrechnung mit Anglizismus-Gegnern ("Rotweintrinker und Strickjackenträger") oder mit den Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Köstlich: Das Tagebuch eines Rentners. Der Abend beginnt und endet mit Bach: "Air" aus der Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur.

"Nur Kulturen, die auch an sich selbst zweifeln, sind Hochkulturen." Kein Zweifel besteht an diesem brillanten Programm, das als Meilenstein des deutschen Kabaretts gewertet werden darf.

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