Theater Bonn lud Prominente des Opernbetriebs aufs Podium

"Bonn 21"? Soweit ist es (noch) nicht. Aber die Wut wächst - in der Kulturszene. Was in Stuttgart der Hauptbahnhof, sind in Bonn Kammerspiele oder Opernhaus. Beides wurde bereits in Gedankenspielen von OB Jürgen Nimptsch zur Disposition gestellt.

Theater Bonn lud Prominente des Opernbetriebs aufs Podium
Foto: Thilo Beu

Bonn. "Bonn 21"? Soweit ist es (noch) nicht. Aber die Wut wächst - in der Kulturszene. Was in Stuttgart der Hauptbahnhof, sind in Bonn Kammerspiele oder Opernhaus. Beides wurde bereits in Gedankenspielen von OB Jürgen Nimptsch zur Disposition gestellt (vom Stadtrat allerdings zurückgewiesen).

Die waren Thema auf einer sehr gut besuchten Veranstaltung im Opernfoyer. Sie trug den schön-schnoddrigen Titel "Ist das Kunst oder kann das weg?". Der Spruch beschreibt den Angriff des gesunden Menschenverstandes auf die Kunst, so wie es die legendäre Putzfrau tat, die das Fett aus einer Beuys-Installation wegwischte. Oper und Theater, so bilanzierte Moderator Andreas Rossmann von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, seien in Bonn zwar noch Kunst, "können aber offenbar trotzdem weg". Warum geraten in Zeiten des Spardrucks stets Theater und Oper als erste ins Visier des Kämmerers?

Sie seien "symbolische Opfer", erklärte Rolf Bolwin, Geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins, "auf diese Weise dokumentieren ein OB und seine Verwaltung öffentlichkeitswirksam ihren Sparwillen." Mangels Kontrahenten - sowohl OB Nimptsch wie Kämmerer Ludger Sander waren einer Einladung nicht gefolgt - blieben die Kämpfer für die Kultur, neben Bolwin noch Bernd Loebe, Intendant der Oper Frankfurt, und Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters Berlin, unter sich und waren sich eigentlich in allem einig.

Durchweg Kopfschütteln in der Runde über die Art und Weise, wie OB Nimptsch agiert. Man könne nicht, so Khuon, die Abschaffung von Theater oder Oper leichtfertig in die öffentliche Diskussion einbringen wie man "mal eben einen Stein ins Wasser wirft und guckt, was dann passiert". Ähnlich Bolwin: "Wir haben eine repräsentative Demokratie, man kann so etwas nicht mit TED-Umfragen im Internet lösen." Das Bonner Opernhaus sei leider "ein Prototyp fürs Sparen geworden", meinte Loebe, der sich in Frankfurt, dank OB Petra Roth, über einen Etatzuwachs von einer Million Euro freuen kann.

Beklagt wurde die fehlende "Vision" davon, wie Bonn in zehn oder zwanzig Jahren aussehen solle, beklagt auch, dass mit der Spardiskussion hartnäckige Ressentiments bedient werden. "Es heißt immer, auf jedem Opernplatz liegen schon 100 Euro", so Khuon, "aber wer fragt danach, wieviel Euro auf jedem Autobahnzentimeter liegen?" Eine Absage erteilte Rolf Bolwin auch dem Opernfusionsmodell Bonn-Köln. Das werde keinerlei Einspareffekte haben.

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