Theater Bonn: "Ein Mond für die Beladenen"

Erfolgreiche Produktion der Ruhrfestspiele zu Gast in den Kammerspielen

Bonn. Der Alkohol fließt in Strömen in dem gottverlassenen Nest in Connecticut, wo der alte Phil Hogan eine heruntergekommene Farm betreibt. Zwei Söhne sind schon geflüchtet; der letzte macht sich gerade auf den Weg, mit einem zärtlich ruppigen "Tritt in den Arsch" verabschiedet von seiner Schwester Josie.

Frank Hoffmann, Intendant des Théâtre National du Luxembourg und Leiter der Ruhrfestspiele Recklinghausen, hat "Ein Mond für die Beladenen" von Eugen O'Neill 2008 mit großem Erfolg bei den Ruhrfestspielen herausgebracht.

Jetzt war die Produktion in den Kammerspielen zu Gast. Hoffmann hat den Mut, feinstes psychologisches Theater zu zeigen. Wobei seine Inszenierung O'Neills Naturalismus (der Duft von gebratenen Zwiebeln ist bis in die hinteren Reihen zu riechen) immer wieder sanft aufbricht und die Figuren wie durch eine Filmkamera betrachtet. Für großes amerikanisches Kino sorgt Karl Kneidls Bühnenbild mit filigranen Stromleitungen und einem auf rohen Steinen ruhenden, mit allerhand Sperrmüll möblierten Wohnbereich.

Das Stück selbst ist großes Schauspielertheater. Hoffmann potenziert das, indem er die Bühnenmittel offen legt und dennoch die Emotionen bis zur Schmerzgrenze hochtreibt. Dafür hat er ein fabelhaft gutes Darstellerensemble mit bekannten Film- und Bühnenstars. Hans Diehl spielt den listigen, versoffenen Vater Phil Hogan, der ganz genau kapiert hat, welch weiches Herz seine Tochter unter ihrer rauen Schale versteckt.

Julia Malik ist in groben Stiefeln der Bauerntrampel Josie. Die mit Tennessee Williams' "Glasmenagerie" begonnene und mit diesem Gastspiel fortgesetzte Zusammenarbeit des Theaters Bonn mit den Ruhrfestspielen und dem Luxemburger Nationaltheater geht weiter. Generalintendant Klaus Weise inszeniert demnächst in Luxemburg Ibsens "Hedda Gabler".

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