Konzert im E-Werk The Dark Tenor und Unheilig enttäuschen in Köln

Köln · Ohne Maske, Kapuze und Graf: The Dark Tenor und Unheilig haben bei ihrem gemeinsamen Auftritt im Kölner E-Werk enttäuscht.

 Ode an die Freude: Unheilig und The Dark Tenor im E-Werk.

Ode an die Freude: Unheilig und The Dark Tenor im E-Werk.

Foto: Thomas Brill

Keep on singing“ (Singt weiter) lauteten die letzten Worte von Barbara-Ann Kelly, die 1982 verstarb. Die Kelly Family hielt sich dran. Als der Graf 2014 in einem offenen Brief seinen Abschied von Unheilig bekannt gab, schrieb er: „Die Musik wird bleiben, und der Glaube, die Hoffnung und das Gute daraus werden ebenso bleiben und überleben.“

Weiter singen kann die Band des Grafen nicht. Aber sie kann weiter spielen. Henning Verlage, Christoph „Licky“ Termühlen und Martin „Potti“ Potthoff tun das. Unterwegs auf „Zeitreise“-Tour durch 15 deutsche Städte mit The Dark Tenor am Mikro. Zwar nur ein zeitlich begrenztes Projekt, aber dennoch eine unheilige Allianz.

Der Auftritt Samstag im E-Werk lässt daran keinen Zweifel. Stimmlich haben der Ex-Vermummte (bis 2016 trat The Dark Tenor grundsätzlich mit schwarzer Maske und Kapuze auf) mit der Lizenz für Arien und der Bassbariton mit dem selbst verliehenen Adelstitel so gar nichts gemeinsam. Was sie verbindet, ist allenfalls die Tatsache, dass beide ihre echten Namen unter Verschluss halten. Mit viel gutem Willen vielleicht auch noch die (lose) Verbindung zum Gothic-Genre. Dass der Graf mit der Gruftstimme dem Ganzen seinen Segen gegeben hat, macht dieses misslungene Pseudo-Revival leider nicht besser.

„Wir sind alle wie eins“, singt der Dark Tenor. Aber das stimmt nicht. Das Publikum ist alles andere als homogen. Da gibt es kräftige Kerle, die mit „Unheilig – Auf ewig“-T-Shirts ihre unerschütterliche Treue bekunden, und schick gestylte Frauen, die lustvoll aufseufzen, als es nach drei Unheilig-Stücken mit „After The Nightmare“ endlich ins „Dark Tenor-Land“ geht.

Dazwischen Hard-Rock-Anhänger, Gothics und Heavy-Metallisten. 1500 Menschen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten.

Texte, die der Graf bedeutungsvoll, wahr und tröstlich klingen ließ, hören sich plötzlich so banal an wie Schlager auf der Kirmes. Da nutzt es auch nichts, dass der Tenor beteuert, er wolle nichts nachmachen, sondern „neu interpretieren“. Oder dass er zwei Unheilig-Songs in seiner (englischen) Muttersprache singt.

Und mit seiner ersten Zugabe – „Ode an die Freude“ – Mut beweist. „Wer jetzt rausgeht, ist ein Angsthase“, ruft er. Die Massenflucht setzt trotzdem ein. Viele Konzertbesucher sind schon eher gegangen. Entweder, weil ihnen der Tenor zu unheilig war, oder die Band, ohne Graf, nicht unheilig genug.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Die Stunde der Sieger
Abschluss Deutscher Musikwettbewerb in Bonn Die Stunde der Sieger
Zum Thema
Aus dem Ressort