50. Ausgabe von Michael Denhoffs Reihe Wortklangraum Synapsen zwischen Ton und Wort

Zur 50. Ausgabe der Reihe Wortklangraum morgen Abend in der Bonner Kirche Kreuzung an Sankt Helena wird viel Eisen bewegt. Zu diesem kleinen Jubiläum werden nämlich die Musiker des Stahlquartetts aus Dresden nach Bonn kommen.

 Sphärenklänge: Das Stahlquartett in Aktion.

Sphärenklänge: Das Stahlquartett in Aktion.

Foto: Veranstalter

Der Name mag zwar Assoziationen von martialischen Klanggewittern freisetzen, doch wer die vier Musiker schon einmal gehört hat, weiß, dass es vor allem die schwerelos wirkenden, sphärischen Klänge sind, die den Charakter der Stahlinstrumente prägen.

Die mit Bögen gespielten "Stahlcelli" sind eine Verschmelzung von Musikinstrument und Skulptur, deren eleganter, durch stählerne Resonanzsegel und Klangstäbe erzeugter visueller Schwung eine schöne Harmonie mit den ungewöhnlichen Klängen bildet. Gespielt werden Stücke des englischen Renaissance-Komponisten John Dowland sowie der Quartett-Mitglieder Jan Heinke, Alexander Fülle und Peter Andreas. Auch ein Werk von dem Bonner Komponisten Michael Denhoff wird zu hören sein, dessen Choral für Charles Ives (Nr, 20B aus: Strophen op. 107) in der Version für Stahlquartett und Campanula an diesem Abend uraufgeführt wird.

Die Campanula, ein dem Cello verwandtes Instrument mit zusätzlichen Resonanzsaiten, spielt Denhoff selbst. Das Programm, das der Musik Texte von Paul Celan, Hans Küng oder auch aus der altägyptischen Totenliturgie gegenüberstellt, ist bezeichnend für die von Denhoff entwickelte, genreübergreifende Konzeption der Reihe. Als der Bonner Pfarrer Raimund Blanke und Josef Herberg vom Katholischen Bildungswerk, das bis heute als Veranstalter auftritt, auf Denhoff zukamen, um ihn für die kulturelle Bespielung des nicht mehr als Kirche genutzten Dialograums Kreuzung an Sankt Helena zu gewinnen, war die Dramaturgie der Reihe schnell geboren. "Ich hatte das Konzept schon einmal in Würzburg in einer einzelnen Veranstaltung ausprobiert", erinnert sich Denhoff. In Bonn sollte es auch als Reihe verfangen. An jedem ersten Mittwoch im Monat - abzüglich der Sommer- und Winterpause - gibt es nun zeitgenössische Musik in Verbindung mit Literatur.

Am Dienstagabend wird zum Beispiel Timo Berndt die Texte lesen, die wie die Musik unter dem der Passionszeit angenäherten Motto "ewig" stehen. "Die Musik und die Texte suche ich selbst aus", sagt Denhoff. Dabei folge er dem jeweiligen Motto des Abends, das er zuvor festlegt. Die so entstehende Spannung zwischen Musik und Literatur bezeichnet Denhoff gern als "Synapsen". "Die Texte haben immer einen Einfluss darauf, wie man die Musik wahrnimmt", sagt er.

Der Komponist wollte gleich mit der ersten Wortklangraum-Veranstaltung am 4. März 2009 ein neues Forum für zeitgenössische Musik etablieren. Dabei muss Denhoff mit einem eher überschaubaren Budget haushalten. Was ihm aber keineswegs die Freude an der Reihe raubt.

Das Konzert am Mittwoch in der Kirche Kreuzung an Sankt Helena, Bornheimer Straße 130, beginnt um 20.30 Uhr bei freiem Eintritt.

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