Öko-Paar im „Paradiesseits“ Sympathisches Duo auf der Bühne im Pantheon

Bonn · Wiebke Eymess und Friedolin Müller, die sich „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“ nennen, überzeugen mit absurd-feinem Programm auf der Beueler Kleinkunstbühne.

 Innige Songs: Wiebke Eymess und Friedolin Müller.

Innige Songs: Wiebke Eymess und Friedolin Müller.

Foto: Thomas Kölsch

Verklärte Bilder? Findet Wiebke Eymess toll. Süße Tiere in einer Landlust-Idylle, ein gemütliches Haus mit großem Garten und natürlich einem Apfelbaum, fertig ist das Paradies. Genau das Richtige also für die verträumte Öko-Kabarettistin und ihren Partner Friedolin Müller, die andere Hälfte des zuletzt im Pantheon auftretenden Duos „Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie“.

Dort, wo höfliche Spinnen anklopfen und sich einer Größenkontrolle unterziehen, bevor sie ins Haus kommen, und wo Stubentiger auf Dosenfutter und Katzenstreu verzichten können und somit eine bessere CO2-Bilanz aufweisen als in der Stadt, ist die Welt eben noch in Ordnung. Oder?

Wenn es doch nur so einfach wäre. Friedolin ist auf jeden Fall nicht überzeugt – und versucht, seiner Wiebke in neckischen Diskussionen immer wieder Kontra zu geben. Was nur selten klappt. Aber immer amüsant ist.

Zwischen charmant-verstörenden Songs von der großen Liebe und der bevorstehenden Apokalypse fabuliert das sympathische Duo also über Gott, dessen Bauchnabel und die ganze Welt, spricht über Roadkill-Küche, freilaufenden Lauch und artgerechtes Stricken, über Konsumgier, Massentierhaltung und eine Zukunft als Tanzbär-Pärchen im Wanderzirkus.

Klingt absurd, ist es oft auch, vor allem wenn Wiebke mal wieder aus fehlgeleiteten Assoziationsketten abstruse Verschwörungstheorien ableitet – doch dahinter verbergen sich zwei aufklärerische Geister, die geschickt mit Kulturtheorien und Öko-Idealismus spielen, um für eine bessere Welt zu plädieren. Nicht für die beste, das wäre zu viel verlangt. Aber für die zweitbeste. Eine, in der ein Mensch Mensch sein kann, ohne gleich alle Pflanzen vergiften und alle Tiere verschlingen zu müssen.

In der Romantik nicht nur sentimental wirkt, sondern schlichtweg rein. Und in der selbst die Elektro-Verirrungen und Hip-Hop-Versuche einer Glitzekatze akzeptiert werden können, weil danach unweigerlich wieder eine warme Singer-Songwriter-Perle ins Licht kommt. Dieses Paradiesseits ist sicherlich nicht selbstverständlich. Aber zumindest an diesem Abend im Pantheon nicht völlig unmöglich.

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