Bonner Tangofestival in Pützchen Südamerikanische Leidenschaft mit Improvisation und Rhythmusgefühl

BEUEL · "Als ich zur Vorbereitung hier in den leeren Saal in Sankt Adelheid nach Pützchen kam, die Sonne Muster auf die schwarzen Fliesen malte und die Tangomusik leise ertönte, ahnte ich schon: Das wird ein tolles Festival!" Der erste Moment des Bonner Tangofestivals, das in diesem Jahr erstmals an Pfingsten stattfand, war für Organisatorin Susanna Illini ein ganz persönlicher.

 Führen können und sich führen lassen: Zu Live-Musik drehen die Tangopaare im Pfarrsaal von Sankt Adelheid ihre Runden.

Führen können und sich führen lassen: Zu Live-Musik drehen die Tangopaare im Pfarrsaal von Sankt Adelheid ihre Runden.

Foto: Barbara Frommann

Den konnte sie sicher auch gut gebrauchen, ist man doch als Leiterin eines solchen Festivals für alles und jeden verantwortlich und dementsprechend eingespannt.

Vier Tage lang wurde zu lateinamerikanischen Rhythmen getanzt, ganz egal ob Profi oder blutiger Anfänger: Illini und ihr Mann Harald Rotter hatten bei ihrem Programm an alle gedacht: Neben den Tangoabenden, die im Festsaal der Rheinischen Landesklinik und im Saal von Sankt Adelheid in Pützchen stattfanden, stoßen auch die vielen Workshops auf großes Interesse. "Einige waren gänzlich ausgebucht, andere zu mindestens zwei Dritteln", berichtet Illini.

Der Tango Argentino vermag Anfänger und Fortgeschrittene gleichermaßen zu faszinieren: Für jene, die sprichwörtlich die ersten Schritte auf neuem Terrain wagen, ist er anfangs oft ziemlich ungewohnt. Der südamerikanische Tango sei nämlich in keinster Weise mit einem klassischen Tanzkursus und auch nicht mit seinem europäischen Verwandten zu vergleichen. Es komme vielmehr auf Improvisation und Ausdruck an, das überrasche den ein oder anderen dann.

Der Tango ist eine Welt für sich: Neben verschiedenen Richtungen von klassisch (wo eher figurenorientiert wird) bis zum experimentierfreudigen Neotango variiert auch die Besetzung der Band, so dass jeder seinen Lieblingsstil finden kann.

"Der klassische Tango, so wie wir ihn auch beim Abend in der Landesklinik vor knapp 200 Leuten präsentiert haben, dominiert prinzipiell aber immer noch. Wir möchten uns ein wenig abgrenzen und bieten daher ein buntes Programm mit tollen Bands an", erläutert Illini. Kennern der Tangomusik werden vor allem Tanghetto und Narcotango etwas sagen. Die zwei Bands aus Argentinien spielen Electrotango und konnten zur Freude von Illini und Rotter für das Festival gewonnen werden.

"Wir fangen circa ein Dreivierteljahr vor Beginn des Festivals mit den Planungen an, schauen uns nach interessanten Neuerungen um und greifen auf Altbewährtes wie das 'Duo Ranas', ein Klavier- und Bandoneonduo, zurück. Bei den beiden Bands hatten wir Glück, dass sie zurzeit ohnehin in Europa auf Tour sind, sonst wäre so etwas finanziell schwierig", erklärt das Tanz- und Ehepaar.

Seit seinen Anfängen wächst das Festival stetig, viele Gäste kommen extra nach Bonn. "Auch aus dem Ausland sind immer mal wieder Leute da." Lediglich der Nachwuchs lässt immer ein wenig auf sich warten: Zwar sei vom Studenten bis zum Rentner alles dabei gewesen bei den Workshops, beginnen würden die meisten aber erst später, so Rotter, der auch Kurse beim Unisport anbietet.

Umso schöner, wenn einer der jetzigen Anfänger irgendwann so grazil über das Parkett schwingt, wie es am Sonntag schon vor Beginn des Konzerts einige elegant gekleidete Paare taten.

Wer sich über den Tango in Bonn und das Festival informieren möchte, kann das im Internet tun: www.facebook.com/bonnertangofestival, www.bonntango.de mit Terminen aller Art, www.tangobuehne.de mit vielen Fotos

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