50 Jahre Poppelsdorfer Schlosskonzerte Stimmung wie in Glyndebourne

Beinahe wäre das Jubiläum übersehen worden. Erst kurz vor dem Start der aktuellen Saison der Poppelsdorfer Schlosskonzerte hat die Klassische Philharmonie Bonn nach Angaben ihres Chefdirigenten Heribert Beissel den "eindeutigen Beweis" gefunden, dass die Reihe in diesem ihren 50. Geburtstag feiert.

 Einzigartige Atmosphäre: Justyna Samborska und Dirigent Heribert Beissel im Arkadenhof.

Einzigartige Atmosphäre: Justyna Samborska und Dirigent Heribert Beissel im Arkadenhof.

Foto: Horst Müller

Bei dem Beweisstück handelt es sich um ein Plakat, auf dem der 21. Juni 1963 als Datum des ersten Poppelsdorfer Schlosskonzertes verzeichnet ist, wie Beissel gestern dem General-Anzeiger mitteilte.

Beissel, der selbst in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, erinnert sich noch sehr genau an diesen denkwürdigen Tag. "Eine Besonderheit war, dass dieses Konzert wegen Regens kurzfristig in den damaligen evangelischen Gemeindesaal verlegt wurde." Von da an bis zum Abriss des Gebäudes war die Ausweichspielstätte als "Schlachtwettervariante" etabliert. Glücklicherweise jedoch konnten die zwei folgenden Konzerte der Debüt-Saison bei schönem Wetter im Innenhof des Poppelsdorfer Schlosses stattfinden, erinnert sich Beissel.

Mit der Zeit hat man die Rahmenbedingungen freilich immer weiter professionalisiert. Beissel: "Allmählich wurde die Ausstattung des Hofes mit einer hölzernen Schreinerarbeit in Form eines Regendaches begonnen." Wo später eine umfangreiche Beleuchtung ihre unverzichtbaren Dienste bei den abendlichen Sommerkonzerten verrichtete, gab es zu Beginn nur eine einzelne Lampe. Auch seien die ursprünglichen Holzbänke irgendwann zu Gunsten von Stühlen verschwunden.

Die Schlosskonzerte in Poppelsdorf sind schnell zu einer festen Institution des Bonner Musiklebens geworden. Bereits vor 20 Jahren sagte Beissel dieser Zeitung: "Besucher aus Düsseldorf, Leverkusen, aus Rheinland-Pfalz und von weiter her sind unter unseren ständigen Gästen. Man kann das unschwer feststellen, wenn man sich nur die Schilder an den hier parkenden Autos ansieht." Eine Aussage, die für Beissel heute noch unverändert gültig ist.

"Die Poppelsdorfer Schlosskonzerte sind ein ,Markenzeichen' für das kulturelle Gesicht unserer Stadt", sagt er. Und eines für ein gutes Lebensgefühl: "Die pittoresken Szenen in der Pause und nachher mit kerzenbeleuchteten Gruppen, die ihre Essenskörbchen auspacken, einen guten Wein trinken, haben einen Hauch von Glyndeborne", findet er. Da trifft es sich gut, dass für morgen bestes Picknickwetter angesagt ist.

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