Stimmliche Höhenflüge zum Lobe Gottes

In der Beueler Kirche St. Joseph führt der um einen Projektchor verstärkte Kirchenchor Beethovens Messe in C-Dur auf - Unter Leitung von Hans-Peter Reiners gelingt eine ansprechende Darbietung

Stimmliche Höhenflüge zum Lobe Gottes
Foto: Müller

Beuel. Nach Beethovens "Missa solemnis" war nun deren kleine Schwester, die Messe in C-Dur, beim Beethovenfest zu hören. Hans-Peter Reiners, Kantor an St. Joseph in Beuel, hatte seinen Kirchenchor eigens um einen Projektchor verstärkt und führte das Werk im Rahmen eines Hochamtes auf.

"Aber lieber Beethoven, was haben Sie denn da wieder gemacht?" soll der Auftraggeber, Fürst Nikolaus von Esterházy, das 1807 uraufgeführte Werk kommentiert haben. Er hatte die Messe zum Namenstag seiner Gattin bestellt und wohl eine konventionellere Arbeit im Stile Joseph Haydns erwartet. Beethoven hingegen bot eine psychologisierende, bekenntnishafte Ausdeutung des Messordinariums.

Dem Chor schrieb er dabei einige Schwierigkeiten in die Partitur wie etwa die Fugen des "Cum sancto spiritu" und "Et vitam venturi" im Gloria, dazu anstrengende stimmliche Höhenflüge, die an ähnliche Partien in der neunten Sinfonie oder eben der "Missa solemnis" erinnern. Fast szenische Wirkung erzielen die hingehauchten "Misere"-Bitten im Agnus dei.

Insgesamt bot der Chor eine engagierte und ansprechende Leistung, wiewohl es gelegentlich an Schlagkraft mangelte, wie etwa in der "Crucifixus"-Passage. Das "Collegium musicum Bonn", überwiegend aus Mitgliedern des Akademischen Orchesters gebildet, musizierte in der vom Domradio Köln live übertragenen Aufführung lebendig und klangschön.

Den Solisten weist Beethoven keine Arien zu, sondern verschmilzt ihre Solopartien mit Chor und Orchester zu einem symphonischen Ganzen. Barbara Hebborn, Sopran, Julia Daniel, Alt, Siegfried Keymes, Tenor und Guido Scheer bildeten ein achtbares Quartett. Barbara Hebborn gefiel zudem im "Laudate dominum" und "Panis vivus" von Mozart mit einer sicher geführten Stimme.

Zum Schlusslied "Großer Gott, wir loben dich" steuerten Chor und Orchester einen prachtvollen Überchor bei, so dass Chor und Gemeinde in der vollbesetzten Kirche St. Joseph zu einer singenden Einheit verschmolzen. Johannes Geffert, der in der Messe das Orgelpositiv spielte, bestach zum Auszug mit der Fuge aus Mendelssohn-Bartholdys 2. Orgelsonate.

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