Konzert Steven Wilson in der Kölner Live Music Hall

Köln · Zum Ende des Konzerts in der Kölner Live Music Hall glaubt man, Steven Wilson habe den deutsch-skandinavischen Krimi "Die Brücke" mit der aparten wie spröden Malmöer Kommissarin Saga (ausgesprochen "Soga") Norén gesehen.

Brillanter Soundtüftler: Steven Wilson.

Brillanter Soundtüftler: Steven Wilson.

Foto: Thomas Brill

Immer wieder fragt er die Zuhörer, ob sie "Soga" kennen. Gemeint ist die kanadische Band Saga, die mit ihrem Bombast-Rock auch heute noch, zwei Jahrzehnte nach Überschreitung ihres Zenits, eine bedeutende Fanbase in Deutschland hat.

Ein Journalist hatte Steven Wilsons hochkomplexe Rock-Variante mit dem aufgepumpten Art-Rock von Saga verglichen. Zugegeben, der Vergleich ist unkundig und unhöflich. Aber der Stachel bei Wilson sitzt tief. Wilson ist musikalisch ein Getriebener. Wo es ihm möglich ist, ortet er neue Sound-Landschaften, um sie spätestens dann zu verlassen, wenn die an sie geknüpften Fan-Erwartungen zum Gefängnis für seine Kreativität werden.

Seit 2009 macht er Solo-Alben. "The Raven That Refused to Sing" ist sein drittes Werk, das er mit seiner großartigen Tourband eingespielt hat. Live entsteht aus dieser Idee eine ganz und gar beeindruckende Zeitreise in eine Ära - Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre - , als ein Teil der Pop-Musik sich darauf besann, einfache Songstrukturen durch komplexe zu ersetzen. Das Ergebnis hat große, erhebende Momente, die den Zuhörer in völlige Schwerelosigkeit zu entlassen vermögen ("Harmony Korine").

Andere Stücke geraten aufgeblasen, da sie auch dann nicht enden wollen, wenn bereits alles gesagt ist ("Raida II). Wilsons Themen behandeln das große Ganze. Die Botschaft des Künstlers lautet : "Das Leben ist ein Geschenk, nutze es ohne falsche Kompromisse - du hast nur eins."

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