Schauspiel-Intendant in Köln Stefan Bachmanns gute Mischung

KÖLN · "Es ist verdammt eng, und es wird jeden Tag verdammt enger!" Aber Unsicherheit darüber, ob sich wirklich am 7. November der Vorhang in Schauspielhaus und in der Oper heben wird, ist Intendant Stefan Bachmann, der den Spielplan für die kommende Saison auf der Baustelle vorstellt, nicht anzumerken. Warum auch.

In seinen beiden ersten Spielzeiten ist es ihm gelungen mehr als 200.000 Zuschauer auf die andere Rheinseite zu locken. Man habe sogar die Besucherzahl von 89.000 in der ersten auf mehr als 120.000 in dieser steigern können. "Das ist eine Zahl, die ich mir auf der Zunge zergehen lasse."

Warum sollte er also am geplanten Eröffnungstermin zweifeln. Und damit die Zuschauer sich am 7. November nicht zwischen Oper und Schauspiel entscheiden müssen, denkt man darüber nach das Schauspiel nachmittags, die Oper abends zu eröffnen.

Für die gesamte Spielzeit 2015/16 plant er eine spannende Mischung aus Klassikern, Ur- und deutschen Erstaufführungen sowie eine Reihe von hoch interessanten Gastspielen, darunter Robert Wilsons "Faust I und II" (Berliner Ensemble) mit der Musik von Herbert Grönemeyer, Isabella Rossellinis Solo "Green Porno" und Alain Platels "En avant, marche!".

Außerdem sind Elfriede Jelineks "Winterreise" und Shakespeares "Perikles" zu sehen, zwei Bachmann-Inszenierungen vom Burgtheater. Das neue alte Haus eröffnet der Hausherr mit "Exodus", der Fortsetzung seiner Bibel-Adaption. Diesmal werde man aber nicht den Text Wort für Wort bringen, der Autor Lukas Bärfuss werde ihn bearbeiten und eigene Texte beisteuern.

Bachmann inszeniert außerdem "Lehman Brothers" (März 2016) über die Geschichte der Familie, die einst die heute insolvente Investmentbank gründete.

Für Lars Noréns neues Stück "3.31.93" werden 26 Personen gebraucht. Moritz Sostmann wird wie bei seinen anderen Arbeiten in Köln zuvor wieder mit Menschen und Puppen arbeiten (12. November). Außerdem inszeniert er "Victor oder Die Kinder an die Macht", das am 1. April im Neuen Haus, den ehemaligen Opernterrassen, Premiere feiern wird. Diese neue Spielstätte wird am 23. Januar eingeweiht, mit "Umbettung" von Jens Albinus, der auch Regie führen wird.

"Stirb, bevor du stirbst" ist ein neues Stück von Ibrahim Amir. Raphael Sanchez inszeniert, er bringt außerdem Shakespeares "Troilus und Cressida" auf die Bühne (Januar 2016). Angela Richter, die vierte der Hausregisseure, widmet sich der "Seidenstraße" (März/April 2016).

"Die Lücke" gehört ohne Frage zu einem der herausragenden Theaterabende in Bachmanns Ära. Autor und Regisseur Nuran David Calis wird sich dem Alltag der Religionen zwischen Dom, Moschee und Synagoge widmen (Februar 2016).

Eine Auseinandersetzung mit klassischen Stoffen versprechen "Cyrano de Bergerac (April 2016, Regie: Simon Solberg) und Henrik Ibsens "Ein Volksfeind" (Mai 2016, Regie: Roger Vontobel). Für die Tanzgastspiele holt Hanna Koller alte Bekannte wie Hofesh Shechter, Wim Vandekeybus und Sidi Larbi Cherkaoui sowie Marcos Morau oder Meg Stuart, die noch nicht in Köln zu sehen waren.

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