Startschuss für 3. Bonner Theaternacht

Anmut in Aktion - Odoroka-Produktion bringt zur Theaternacht Fechten und Akrobatik auf die Straße

Startschuss für 3. Bonner Theaternacht
Foto: Lilian Szokody

Bonn. Zugegeben, ein bisschen gewagt ist das Ganze schon. Die Posen, die Mohamed Sanfina Diallo - kurz Madou - und sein Gegenspieler Daniel Rodic in der Mitte der Probebühne 2 vom Theater Bonn einnehmen, zeugen von Kampfbereitschaft und Entschlusskraft. Als die beiden dann loslegen, müssen jeder Sprung, jede Bewegung sitzen, um den anderen nicht zu verletzten.

Und als Regisseur Géza Melczer-Lukács die Degen in den Ring wirft, ist erst recht Vorsicht geboten. Das wissen auch seine Schüler Daniel Rodic, Christopher Wartig, Sebastian Osten und Constanze Langhamer sowie die beiden Breakdancer Karsten Jaskiewicz und Andreas Kahnt, die gemeinsam mit ihrem Choreografen Madou für ihren Auftritt bei der 3. Bonner Theaternacht trainieren. Von 19 bis 24 Uhr gibt es am Samstag insgesamt fünf Aufführungen, vom Opernvorplatz, über die Werkstatt zum Alten Malersaal bis zu den Kammerspielen und zurück zur Oper.

Weitere Infoswww.bonnertheaternacht.de"Street Fencing" heißt das 15-minütige Straßenkunst-Programm, das Elemente des Bühnenfechtens mit Akrobatik, Breakdance und dem afrikanisch-brasilianischen Kampftanz Capoeira verbindet. Das Konzept ist im Januar 2009 bei einem Kulturaustausch in Guinea/ Westafrika entstanden. "Wir haben dort an einem Faust-Projekt in Deutsch, Französisch und der Landessprache Sousou gearbeitet", erzählt Melczer-Lukács. Besonders beeindruckt waren der 56-Jährige sowie Darsteller Constanze Langhamer und Christopher Wartig - Studenten der Schauspielschule in Köln-Poll, die Faust und sein Gretchen in der deutschen Fassung spielen - von der Spontaneität ihrer afrikanischen Gastgeber."Das Leben spielt dort auf der Straße. Abends treffen sich die Menschen zum 'doumdoumba', wo jeder in die Mitte kommen und sich mit seiner Kunst darstellen kann", erklärt Melczer-Lukács den Brauch. Seit 2004 inszeniert der 1952 in Budapest geborene Regisseur, Choreograf, Schauspieler und Schauspiellehrer mit seiner 1986 gegründeten "Odoroka (japanisch: tanze!) Theaterproduktion zeitgenössisches Sprechtheater.

2008 beispielsweise zeigten Melczer-Lukács und seine Schauspieler bei der 2. Bonner Theaternacht unter dem Titel "Frankenstein Reloaded" bei Bouvier skurrile Kurzszenen. "Bis zur Mitte der 90er Jahre waren wir sehr aktiv. Heute sind wir mehr eine Telefon-Band, wie die Rolling-Stones", fügt der Regisseur scherzhaft hinzu. "Wir kommen zusammen, um an Projekten zu arbeiten. Eben so wie jetzt beim Street-Fencing.

"Bloßes Bühnenfechten allein mit seinen Posen und Positionen wäre uns jedoch zu wenig gewesen. Wir wollten mehr Tempo, mehr Action", bringt es Melczer-Lukács auf den Punkt. Mit dem, was er bei der Generalprobe sieht, ist er im Großen und Ganzen schon ganz zufrieden. Ernsthafte Blessuren muss niemand befürchten, denn die jungen Darsteller beherrschen die Technik. Die Details bleiben den Aufführungen vorbehalten. Spontan, so wie beim "doumdoumba".

ServiceAm Samstag, zeigen zwischen 19 Uhr und Mitternacht 17 Theater und sieben freie Ensembles an 23 Spielorten rund 80 Vorstellungen und Kurzprogramme sowie zwei Filme. Shuttle-Busse fahren zu allen Spielorten. Um 24 Uhr beginnt die Abschlussparty mit Live-Musik der "Rouzbeh Asgarian Band" sowie DJ Frau Holle in den den Foyers der Bonner Oper.

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