Beethoven-Preis-Trägerin aus Venezuela Starpianistin spielt Benefizkonzert in der Uni-Klinik

Bonn · Starpianistin Gabriela Montero aus Venezuela wird am Donnerstag in Bonn ein Benefizkonzert geben. Die Bonner Uni-Klinik als Konzertort ist nicht zufällig gewählt.

Auf einer Liste der besonderen Menschen müsste ihr Name zwingend vermerkt sein: Gabriela Montero. Die venezolanische Pianistin ist in der Klassikwelt eine Ausnahmeerscheinung. Nicht nur, weil sie ausgezeichnet Schumann oder Beethoven spielt und ihr Publikum mit der in der Klassik fast ausgestorbenen Kunst der Improvisation beglückt, sondern auch, weil sie politisch Haltung zeigt. Seit Jahren ist die mittlerweile mit ihrer Familie in Barcelona lebende Musikerin eine unnachgiebige Kritikerin des venezolanischen Maduro-Regimes, sie macht, wann immer es möglich ist, auf das Elend der Menschen in ihrer Heimat aufmerksam. Nicht zuletzt dafür erhielt sie im vergangenen Dezember in Bonn den Beethoven-Preis für Menschenrechte der Bonner Beethoven-Academy.

Am Donnerstag ist sie wieder einmal in der Stadt. Anlass ist ein Benefizkonzert, das Montero um 19.30 Uhr im Universitätsklinikum Bonn (Hörsaal BMZ) geben wird. Dass dieser Auftritt an diesem nicht zufällig gewählten Ort ihr ein großes Anliegen ist, wird im Gespräch mit der Pianistin am Telefon sofort spürbar. „Ich bekomme aus Venezuela sehr viele Nachrichten von Menschen, die unter schlimmen Krankheiten leiden und dringend Hilfe benötigen“, erzählt sie. Eine dieser Nachrichten kam von der schwer an Krebs erkrankten Flötistin Maria Gabriela Rodríguez, der Montero das Bonner Konzert widmet. Aus der ersten Mail an die Pianistin entwickelte sich bald ein intensiver Dialog. „Ich habe immer mehr gespürt, welch eine außergewöhnliche Persönlichkeit Maria Gabriela ist. Deshalb habe ich ihr versprochen, dass ich es zu meiner Mission machen werde, ihr zu helfen, diese Krankheit zu überstehen.“

Persönlich kennen sich beide Musikerinnen bislang noch nicht, erzählt Montero. „Wir werden uns am Tag des Konzerts zum ersten Mal begegnen. Das ist unglaublich!“ Die Hilfe, sagt Montero, wäre ohne den Beethoven-Preis nicht möglich gewesen. Seit der Verleihung tausche sie sich sehr regelmäßig mit Torsten Schreiber von der Beethoven-Academy aus, der wiederum den Kontakt zum Leiter des Bonner Universitätsklinikums, Wolfgang Holzgreve, vermittelt habe. Holzgreve habe dann persönlich nach Spendern gesucht, um der Musikerin in Bonn die sehr kostenintensive Behandlung zu ermöglichen. Mit Erfolg. In Venezuela selbst wäre eine Behandlung wegen des katastrophalen Zustands des dortigen Gesundheitswesens nicht möglich gewesen. „Es ist ein echtes Wunder menschlicher Hilfsbereitschaft“, beschreibt Montero die Unterstützung für Maria Gabriela Rodríguez. „Deshalb ist das Konzert am Donnerstag ein Dankeschön dafür, dass Maria Gabriela leben darf.“ Die Einnahmen aus dem Benefizkonzert werden für die medizinische Versorgung der Menschen in der krisengeschüttelten Heimat der beiden Musikerinnen verwendet.

Erste Begegnung am Tag des Konzerts

Montero wird an diesem Abend Beethovens „Waldsteinsonate“, Schumanns „Kinderszenen“ und natürlich einige Improvisationen spielen. Aber auch gemeinsam mit Maria Gabriela Rodríguez musizieren. Ein weiterer Gast ist der Tenor Luis Magallanes. „Wir haben ihn im vergangenen Jahr aus Venezuela herausgeholt“, berichtet Montero. Eine Weile wohnte der junge Sänger dann bei ihr und ihrem Mann in Barcelona („Er ist für uns wie ein Sohn geworden“), mittlerweile studiert er Gesang in Dublin. „Er entwickelt sich immer weiter und kann nun endlich für seine ganz große Leidenschaft leben. Und die gehört der Oper.“ Der Sänger werde eigens aus Irland zum Konzert anreisen, berichtet Montero: „Es ist das Zusammentreffen zweier Menschen, die ich sehr liebe und zu den Opfern der politischen Situation in ihrer Heimat gehören. Und ich konnte glücklicherweise beiden helfen, die Krise in Venezuela, unter der Millionen Menschen leiden, zu überleben.“

Montero bedauert es sehr, dass das politische und soziale Engagement in der Klassikszene längst nicht so verbreitet ist wie in der Popmusik. Dort sei es ganz selbstverständlich, wenn die Künstler ihre Popularität auch in den Dienst politischer Anliegen stellten. „In der Welt der klassischen Musik gibt es nur sehr wenig Bereitschaft, ohne Rücksicht auf die eigene Karriere für wichtige Dinge einzutreten, die aber viel wichtiger sind als die eigenen Karriere.“ Aus diesem Grunde habe sie im vergangenen Jahr den Beethoven-Preis gerne angenommen. „Die Rolle, zugleich Aktivistin für Menschenrechte und Musikerin zu sein, ist wirklich schwer“, sagt die Pianistin, die auch Honorarkonsulin von Amnesty International ist. „Natürlich ist es viel einfacher, nur Künstler zu sein. Die Auszeichnung in Bonn erhalten zu haben, sagt mir: Setze Deine Arbeit fort, denn sie ist den Menschen nicht egal!“

Donnerstag, 23. Mai, 19.30 Uhr, Großer Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ) am Universitätsklinikum Bonn (UKB), Venusberg-Campus 1 (ehemals Sigmund-Freud-Str. 25), Gebäude 13, Tickets: 30 Euro, zzgl. Vorverkaufsgebühr bei Bonnticket und an der Abendkasse.

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