Spaßmacher lieben den Spaß in der Remagener Rheinhalle

Der städtische Organisator Martin Tillmann hält engen Kontakt zu vielen Comedians - Die Bekanntschaft mit Beikircher und Stelter erleichtert dem Amtsleiter so manches Engagement

Remagen. Als "Paradiesvogel" und "Exot" in der Verwaltung bezeichnete ihn einst Ex-Bürgermeister Hans Peter Kürten. Und meinte das wahrlich nicht negativ. Dass Remagen eine funktionierende und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannte Kleinkunst-Szene hat, ist zweifelsohne sein Verdienst. Und am Mittwoch hatte der Vielbeschäftigte auch noch mehr zu tun als sonst.

Denn Verkehrsamtsleiter und Multi-Organisationstalent Martin Tillmann feierte seinen 49. Geburtstag.

Das Telefon klingelte dauernd für das auch als Kommandant der Stadtsoldaten bekannte Original, seine Mutter brachte liebevoll verpackte Geschenke und Blumen, auch sein Chef, Bürgermeister Herbert Georgi, kam vorbei und schüttelte die Hand.

Doch der Geburtstag spielte nur die zweite Geige, im Vordergrund stand die Kleinkunst-Reihe, die inzwischen mit mehr als 300 Abonnenten und ungezählten zusätzlichen Zuschauern einen guten Namen hat.

"Eine Mischung zwischen 7 Tage, 7 Köpfe und Scheibenwischer, also zwischen gutgemachter einfacher Klamotte und politischem Kabarett", strebt Tillmann an. Doch vor den Erfolg haben die Götter bekanntlich den Schweiß gesetzt, und so ist Tillmann ständig auf der Suche auch nach Neuem.

"Alles lesen, was mit Kabarett und Kleinkunst zu tun hat. Alles im Fernsehen dazu sehen, und immer dorthin, wo gelacht wird. Das kann die Kulturszene in Köln und Bonn sein, ist aber auch die Kulturbörse in Freiburg.

Dazu kommen möglichst enge Kontakte zu Managern und Agenturen, aber auch zu den Künstlern selbst", nennt der Remagener im 18. Jahr seiner Tätigkeit seine Wege zum attraktiven Programm.

Relativ gute Karten hat Tillmann auch durch die Lage Remagens, denn viele Kabarettisten und berufsmäßige Witzbolde leben privat in der Region: Markus Maria Profitlich in Much, Horst Schroth in der Nähe, Konrad Beikircher in Bad Godesberg, Bernd Stelter in Bornheim.

"Da hat man dann auch schon mal private Kontakte, die weiterhelfen." Bestimmte Künstler wie die Springmaus aus Bonn (24. Januar) oder die überregional angesehenen Kabarettisten der "Leipziger Pfeffermühle" (14. Februar) erweisen sich durch ihren Bekanntheitsgrad oft als Selbstläufer, die Rheinhalle ist meist ausverkauft.

So bekommt der städtische Organisator mit karnevalistischem Blut in den Adern auch finanziell etwas Luft, ab und zu etwas Neues auszuprobieren, vielleicht auch einmal ein finanzielles Risiko einzugehen.

So engagierte Tillmann für den 21. März Bülent Ceylan, einen 24-jährigen Halbtürken aus Mannheim, der ganz am Anfang seiner Karriere steht. "Den habe ich auf der Bühne gesehen. Der ist so gut, dass ich ihn sofort für unsere Reihe eingekauft habe.

Das wird noch ein ganz Großer, seine Art ist vergleichbar mit Kaya Yanar, der freitags auf SAT.1 “Was guckst du?„ macht", erklärt der Amtsleiter. Er hat mit dem Kabarett auch sein Hobby zum Beruf gemacht.

Das macht ihm eben Spaß, Frau und zwei Kinder ebenso. Und gute Zusammenarbeit in der Verwaltung trage zusätzlich dazu bei, dass Kabarett und klassische Konzerte reibungslos ablaufen.

Die Reihen sind in der Volkshochschule eingebunden, deren Geschäftsführer Wolfgang Proft und deren Vorsitzender Bürgermeister Herbert Georgi stets mitzögen. Der städtische Zuschuss betrage zurzeit 10 000 Euro im Jahr.

Ob das so bleibt, sei abzuwarten, denn in Zeiten knapper Kassen kämen alle freiwilligen Leistungen der Stadt auf den Prüfstein, auch die Kultur. Um die Kosten möglichst gering zu halten, hat Tillmann auch so manchen Trick parat, richtet sich bei den Künstlern auch nach deren persönlichen oder den Wünschen der Manager.

Wenn er aus verständlichen Gründen die Namen auch nicht öffentlich nennt, so weiß er doch, dass ein Comedian unbedingt trockenen Ahrwein in der Garderobe haben muss, um in Stimmung zu kommen.

Ein anderer schwört - wie Udo Jürgens auch - auf Pfefferminztee, ein dritter allerdings ist schon recht "professionell" mit seinen Forderungen, da müssen es mindestens zwei Flaschen französischer Rotwein sein, eine ganz bestimmte Sorte und ein besonders exquisiter Jahrgang.

Chansonette Pe Werner überraschte Tillmann einst mit gelben Rosen, nachdem er erfahren hatte, dass das ihre Lieblingsblumen sind. "Da war die Stimmung gleich gut." Überhaupt Garderobe: Dass die heimelig hergerichtet und mit Blumen geschmückt ist, spiele eine wichtige Rolle.

Zusätzlich gebraucht Tillmann einen zusätzlichen kleinen Trick. In Wechselrahmen hängt er Autogrammkarten mit Grüßen bekannter Künstler auf, die bereits in Remagen gastierten.

"Von Namen bekannter Kollegen sind einige Kabarettisten beeindruckt, wundern sich vielleicht sogar, dass die bei uns in der Provinz aufgetreten sind. Das spricht sich in der Szene herum, auch, wie gut sie bei uns aufgenommen wurden, wie gut das Publikum ist.

Pluspunkte für Remagen, die uns bei späteren Vertragsverhandluungen helfen", weiß der Verkehrsamtsleiter. Doch bei einigen Freischaffenden ist auch für den Kultur-Organisator Schluss mit lustig.

So mancher Comedian beschafft sich eher gequälte Lacher durch Scherze unter der Gürtellinie, schreckt selbst vor Ausländerwitzen oder Ähnlichem nicht zurück.

Da winkt Tillmann ab, selbst wenn die Herrschaften ein Gastspiel innerhalb der Tournee anbieten. Und auch eine bekannte Künstlerin, die persönlich so ganz anders ''rüberkam, wird in der Rheinhalle wohl nie mehr auftreten.

Zum Service gehört noch mehr. "Werner Schneyder war bei seiner Tour nur per Zug unterwegs, und so habe ich ihn mit meinem Auto in Koblenz am Hauptbahnhof abgeholt. Die Stunde im Auto mit ihm war ein Highlight in meinem Leben. Der Mann hat so einen Humor, wir haben uns unterhalten und nur gelacht, das war einfach toll."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort