Konzert in Köln Spärlicher Besuch bei Paul Weller im E-Werk

Köln · Sich auf den Meriten der Vergangenheit auszuruhen, ist Paul Wellers Sache nicht. Auch mit 56 Jahren will er nicht als Museumsstück gehandelt werden. Wer immer nach ihm britische Popmusik machte, verweist musikalisch auf ihn.

 Ein Mann mit Stil: Paul Weller im Kölner E-Werk.

Ein Mann mit Stil: Paul Weller im Kölner E-Werk.

Foto: Brill

Aber Weller will auch im Hier und Jetzt relevant sein. In seinem Heimatland England kann er nach wie vor diesen Anspruch erfüllen. Sein 2012 erschienenes, für manche irritierend elektronisches Werk "Sonik Kicks" konnte Platz Eins der Albumcharts erreichen - vor David Guetta.

Im Kölner E-Werk ist der Zuspruch eher mau. Nur etwa 1200 Weller-Fans sind gekommen, um den amtlichen "Modfather" zu sehen. Denen, die zu Hause geblieben sind, ist allerdings ein beeindruckendes Erlebnis entgangen. Entbehrlich zu sagen, dass Paul als gertenschlanker Mittfünfziger mit perfekt frisierten grauen Haaren, engem T-Shirt und Jeans gut aussieht. Der Mann achtet auf sich, das ist sein Style.

Der drängende Konzertbeginn wirkt, als wolle Weller schnell wieder ins Hotel, um ein paar Zigaretten zu rauchen. Die ersten vier Stücke spielt er in ruppiger Jam-Manier in nur zehn Minuten herunter. Mit "Sea Spray" kommt seine soulige Seite zum Tragen, von der er später noch viel mehr zeigen wird. "Ever Changing Moods" aus seiner Zeit als Kopf von "Style Council" erntet natürlich viel Beifall. Einen deutlich farbigeren Ton erhält das Konzert mit dem längsten Stück des Abends: "Porcelain Gods", das das E-Werk mit aufgekratztem Gitarrenfeedback wohlig in die psychedelische Wunderwelt der 60-er Jahre versinken lässt. Stürmischer Beifall! Da muss Weller erst mal zur Zigarette greifen. Nach 65 Minuten ist Schluss. Weller reckt die Arme und ist verschwunden. Soll es das gewesen sein? Weller wird noch drei Zugabenteile geben, die das Herz jedes Fans erobern. Im ersten Teil entblättert er seinen Blue-Eyed-Soul so eindringlich, dass nicht nur Frauen innerlich niederzuknien scheinen.

Der zweite Teil endet mit einem heftigen "Changingman". Als man glaubt, hiermit sei ein veritabler Schlusspunkt eines überzeugenden Konzerts gegeben worden, kommt Weller noch einmal auf die Bühne, um seinen Nummer Eins-Hit aus Jam-Zeiten "A Town Called Malice" abzufackeln. Pure Begeisterung. "Ob Soul, Blues, Jazz oder Rock, Paul kann einfach alles", schwärmte einst Freund Noel Gallagher. Stimmt!

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