Telekom Beethoven Competition Sonatenboliden und Charakterstücke zum Abschluss der zweiten Runde

Die Herausforderung für Pavel Gililov und seine Jury-Kollegen bei der Telekom Beethoven Competition bestand bereits in der zweiten Runde nicht ausschließlich mehr darin, die Spreu vom Weizen zu trennen, sondern zwischen "sehr gut" und "ausgezeichnet" zu differenzieren, wobei bisweilen nur Nuancen entscheidend sein können. Die sechs Kandidaten, die es bis ins Semifinale geschafft haben, stehen bereits fest.

Beim letzten Abend-Vorspiel dieser zweiten Runde konnte sich der Japaner Shinnosuke Inugai qualifizieren mit seinen Interpretationen der C-Dur-Sonate aus Beethovens op. 2 und Liszts h-Moll-Sonate. Diesen nicht enden wollenden, um keinen Effekt verlegenen Sonaten-Boliden ging Inugai in einer unglaublich diszipliniert wirkenden Mischung aus Kraftentfaltung und weiser Gelassenheit an, gepaart mit einem hohen Grat an subtiler Musikalität.

Technisch ohnehin über jeden Zweifel erhaben, blieben neben der allgemeinen plastischen Struktur vor allem die orchestral-opulenten Züge dieses Werks erstaunlich transparent. Sein Beethoven-Spiel wirkt, kaum minder durchdacht, frisch und unaufgeregt.

Ebenfalls mit jener Liszt-Sonate war auch Inugais Landsmann Tomoaki Yoshida angetreten. Sein Ansatz allerdings huldigte durch die Entfesselung farbprächtiger pianistischer Pyrotechnik in erster Linie dem Virtuoseneffekt. Details blieben da weitgehend auf der Strecke. Und auch seine "Eroica-Variationen" klangen eher nach Liszt denn nach Beethoven.

Begonnen hatte dieses letzte Vorspiel vor dem Semifinale die junge Russin Violetta Khachikyan mit der Es-Dur-Sonate aus Beethovens op. 27, wie ihre cis-Moll-Schwester als "quasi una Fantasia" zu spielen.

Dem kam die Interpretin auch überzeugend nach, um dann mit in diesem Wettbewerb außergewöhnlichem Repertoire fortzufahren: Zwei flüssig gespielte Rondos des Beethoven-Schülers Czerny über Motive aus Wagner-Opern op. 758 und Schumanns "Carnaval" op. 9. In diesem Zyklus von Charakter-Stücken hatte sich die bisweilen mit sentimentalischen Untiefen kämpfende russische Seele Khachikyans pathetisch Bahn gebrochen.

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