Sol Gabetta glänzt in der Kölner Philharmonie

Köln · Junge argentinisch-französische Cellistin verzaubert Publikum mit Werken italienischer Barockkomponisten.

Die junge Meisterin Sol Gabetta eilte mit strahlendem Lächeln auf das Podium der Kölner Philharmonie, um den Besuchern im voll besetzten Meisterkonzert virtuose Werke italienischer Barockkomponisten zu präsentieren, sozusagen als vorweihnachtliche Gabe.

Die junge argentinisch-französische Cellistin russischer Abstammung bedankte sich zunächst artig, dass die Konzertmeisterin der "Capella Gabetta", einem für Tourneen mit Sol Gabetta frisch gegründeten Spezialensemble der Alten Musik, spontan die Leitung von der Violine aus übernahm. Sols Bruder Andrés, dem diese ehrenvolle Aufgabe eigentlich oblag, fehlte erkrankt.

Aber die Stücke waren gut geprobt, wie eine Kostprobe des Ensembles als Interpret des Concerto "La Pazzia"" von Francesco Durante demonstrierte. Der Titel heißt übersetzt "der Irrsinn", und dem neapolitanischen Tonsetzer gingen damals tatsächlich die Pferde durch. Ein wirres Zeug entsprang der Feder des Komponisten, raste in Schleifern und Sprüngen los, stoppte wieder ab, rannte ein neues Thema an - das wirkte erhellend, was Bachs Zeitgenossen im Süden hinter den Bergen alles anstellten.

Von Bach bis Pachelbel

Bach hat es geahnt und sich etwa für Vivaldi sehr interessiert, dessen Cellokonzerte nun auf dem Programm standen. Ob Sol Gabetta für die barocke Musik wie das Orchester Darm- statt Stahlsaiten aufgezogen hatte, ob es ihr Cello von Guadagnini war, selbst Spezialisten konnten dies vom Höreindruck nicht sicher bestimmen. Der Klang des Ensembles blieb durchgängig sehr klein, und die Solistin Gabetta konnte sich nicht merklich über das winzige Orchester aufschwingen.

Das lag natürlich auch daran, dass die Partien von Vivaldi wie für einen Hexentanz über die Saiten komponiert waren. Ein unbekanntes Werk strich Sol Gabetta auch selbst, nämlich ein Konzert von Giovanni Platti. Es kam wie ein Concerto grosso daher und inszenierte ein flottes Plauderstündchen zwischen solistischem Cello und den übrigen Streichern.

Neben solchen Preziosen tauchten im Konzert auch weihnachtliche Grüße wie Corellis "Weihnachtskonzert" oder Pachelbels berühmter Kanon auf. Da gefiel Vivaldis "Winter" für Cello besser: Gabettas Glanz ließ das Eis schmelzen.

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