Lehmann und seine Eltern So war Sebastian Lehmanns Auftritt im Bonner Pantheon

Der Poetry Slammer und Schriftsteller Sebastian Lehmann war jetzt zu Gast im Bonner Pantheon und zeigte, was er kann. Und das ist eine ganze Menge.

 Sebastian Lehmann

Sebastian Lehmann

Foto: Thomas Kölsch

Egal, wie alt man auch ist, für die eigenen Eltern bleibt man doch immer ihr Kind. Und zwar eines, das ohne die guten Ratschläge von Mama und Papa kaum überlebensfähig ist. „Fahr vorsichtig“, „Zieh dir was Warmes an“ oder auch „Ich würde da ja Schinken reinschneiden“ – so etwas muss man auch erst mal gesagt bekommen, selbst wenn man bereits 37 ist und sich als Autor in Berlin durchschlägt. Vielleicht gerade deshalb.

Auf jeden Fall kann sich Sebastian Lehmann nicht über mangelnde parentale Aufmerksamkeit beschweren. Im Pantheon liest der erfolgreiche Poetry Slammer und Schriftsteller daher aus den gesammelten Telefonaten mit seinen Eltern vor, an denen er verzweifelt und die doch so ungeheuer unterhaltsam sind, dass das Publikum aus dem Lachen kaum herauskommt.

Dabei kann Lehmann seine langjährige Freundschaft mit Marc-Uwe Kling nicht verhehlen, mit dem er 2005 die „Lesedüne“ gründete. Zu ähnlich sind Stil und Witz, zu absurd die Situationen, in die vor allem seine Eltern immer wieder geraten. Und ebenso wie Kling nutzt auch Lehmann ganz alltägliche Gespräche, um politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu kommentieren.

Angereichert wird Sebastian Lehmanns Programm „Elternzeit“ durch das Vortragen populärer Liedtexte von Scooter oder Katy Perry, die der 37-Jährige durch Google Translate gejagt hat und nun ganz im Sinne Christine Prayons als große Poesie verkauft, sowie kurze Teenager-Geschichten über allerlei Jugendkulturen, die allesamt zu den Höhepunkten des Abends zählen. Dank dieser literarisch-satirischen Perlen – und dank Sebastian Lehmanns Eltern – wird der Abend im Pantheon so zu einem Lesefest der besonderen Art, bei dem der Autor völlig zu Recht ausgiebig gefeiert wird.

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