Open Air im Kölner Tanzbrunnen So war der Auftritt von "ZZ Top" in Köln

Köln · 1969 gründete sich das Trio "ZZ Top" in Houston, bestehen aus Billy Gibbons (Gitarre, Gesang), Dusty Hill (Bass, Gesang) und Frank Beard (Schlagzeug). Im Kölner Tanzbrunnen trat die Band auf und ließ die Fans wenig überzeugt zurück.

Ordentlich nebeneinander sind vor dem Kölner Tanzbrunnen reichlich Harley-Davidsons in allen erdenklichen Ausführungen geparkt. Für die Kutten tragenden Fans der bulligen Motorräder zählt der schwere US-Bluesrock von ZZ Top ist nicht von ungefähr zu den Lieblingssoundtracks. Schließlich repräsentiert diese Musik idealerweise die Synthese aus dem kraftvoll blubbernden Motorsound der amerikanischen Motorrad-Ikone und dem freiheitlichen Gefühl entspannten Dahingleitens auf endlosen Highways. Ein Klischee, aber noch immer Sehnsuchtsort vieler Biker.

„It's party time, it's time to rock with ZZ Top“, kommt es von der Bühne, und das 1969 in Houston gegründete Trio mit den ergrauten Rauschebärten Billy Gibbons (Gitarre, Gesang), Dusty Hill (Bass, Gesang) und Schnauzbartträger Frank Beard (Schlagzeug) legt mit dem Klassiker „Got Me Under Pressure“ los. Doch der Sound ist alles andere als druckvoll. Der von rund 10.000 Fans erhoffte Tex-Mex-Blues-Rock-Orkan bleibt aus, und das folgende Sam & Dave-Cover „Thank You“ soll wohl den Dank an die Geduld der Fans, die weiter strapaziert wird, ausdrücken.

„Gimme All Your Lovin'“ und „Pearl Necklace“ lässt zwar einige Köpfe nicken, doch insgesamt klingen ZZ Top wie eine Harley, bei der Wüstensand im Vergaser die Leistung auf ein Minimum drosselt. Der typische stampfende Sound ist zu einem lauen Lüftchen in Wohnzimmerlautstärke verkommen und hätte höchstens Motorroller-Fahrer in Ekstase versetzt. Was früher gleichermaßen als druckvoll wie relaxt gefeiert wurde, ist leider zur Pose ohne jegliche musikalische Vitalität degeneriert. Die Fans, bis auf einige, die vehement immer wieder „lauter!“ rufen, machen gute Miene zum langweiligen Spiel der Endsechziger. Gefrustet wird Bier getrunken, was letztlich auch keine Lösung ist, es wird sich unterhalten, das Ganze ähnelt stark einem Konzert in einem Seniorenheim für alt gewordene Hells Angels.

Nur echt mit dunklen Sonnenbrillen

Die Frontleute Gibbons und Hill, nur echt mit dunklen Sonnenbrillen und breitkrempigen Stetsons, wiegen sich synchron im Rhythmus, den Frank Beard (Schlagzeug) ebenso stoisch wie unermüdlich vorgibt. Die Riffs kommen noch immer passgenau, der Bass pumpt kräftig, das Schlagzeug sorgt für perfektes Timing und die Stimmen klingen nach Wüstenstaub und Whiskey. Trotz des Minimalsounds gibt es durchweg Applaus. Nach „Legs“ und ziemlich genau 60 Minuten meinen die drei Legenden genug getan zu haben und verlassen die Bühne. Als hätte die plötzliche Stille den Mixer aufgeweckt, regelt der die erste Zugabe, die John-Lee-Hooker-Hommage „La Grange“, lauter und aus der bisherigen Hintergrundmusik wird doch noch ein Live-Konzert. Zu spät, nach „Tusk“ und dem Elvis-Klassiker „Jailhouse Rock“ ist dann schon definitiv Schluss.

Zum Finale gibt es dennoch Jubel von beinharten Fans, die offenbar gern über die musikalische Unzulänglichkeit von „ZZ Flop“ hinweg hören wollten.

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