Beethovenfest So war der Auftritt des Beethoven Orchesters im WCCB

Bonn · Dirk Kaftan hat beim Beethovenfest im WCCB die Gegensätze und Widersprüche in Mahlers 7. Sinfonie spürbar gemacht. Weitere Konzerte des Wochenendes zeigten Kompositionen von Schönberg, Weill und Liszt sowie Perkussion.

 Große Geste: Dirk Kaftan dirigiert Gustav Mahlers 7. Sinfonie im WCCB.

Große Geste: Dirk Kaftan dirigiert Gustav Mahlers 7. Sinfonie im WCCB.

Foto: BARBARA FROMMANN

Keine andere der Sinfonien Gustav Mahlers passt so hübsch zum "Mondschein"-Motto des diesjährigen Beethovenfests wie die Nr. 7, die von ihren Liebhabern wegen ihrer zwei "Nachtmusiken" gelegentlich auch "Lied der Nacht" genannt wird. Das aber klingt dann vielleicht doch ein bisschen zu harmlos, wie auch die Aufführung des gewaltigen fünfsätzigen Werkes durch das Beethoven Orchester unter Leitung von Dirk Kaftan beim Beethovenfest im ausverkauften World Conference Center Bonn (WCCB) zeigte, spätestens wenn das C-Dur des Finales jeden Gedanken an den Mond und die Nacht vergessen macht.

Doch das Wesen der siebten Sinfonie Mahlers ist ambivalent, ihre Ausdrucksbereiche zielen dabei immer ins Extrem. Kaftan ist gewiss kein Musiker, der hier versöhnend eingreift, sondern er will die Gegensätze und Widersprüche in dieser Sinfonie auch deutlich spürbar werden lassen, die sich schon im ersten Satz ankündigen. Dort, wo es martialisch-marschartig zugeht, feuert Kaftan das Orchester mit heftigen Bewegungen an, um sich im nächsten Augenblick vom strikten Metrum zu lösen und das Tempo freier zu gestalteten.

Bonner Orchesters zeigte seine Klasse

In solchen Augenblicken lässt er der Musik Raum, durchzuatmen, sodass sich da auch ein Violinsolo oder die wie aus der Ferne erklingenden Bläserfanfaren entfalten können. Das Harfenglissando, das laut Mahler im schon weit fortgeschrittenen Satz endlich "den Ausblick auf eine bessre Welt" eröffnet, wurde hier sehr stimmig vorbereitet.

Mahlers Sinfonik ist immer auch ein bisschen wie Kammermusik für ein riesig besetztes Orchester. Ob dies nun beim eröffnenden Dialog der zwei Hörner in der ersten Nachtmusik ist oder bei der Hinzunahme von Gitarre und Mandoline in der an vierter Stelle stehenden zweiten Nachtmusik.

Jubel am Ende

Die Musiker des Bonner Orchesters zeigten auch gerade in diesen eher zurückgenommenen Momenten ihre Klasse. Das von Mahler zwischen die beiden Nachtmusiken platzierte "schattenhafte" Scherzo enthielt alle Zutaten, um seine gespenstische Wirkung zu entfalten. Die Pizzicati der Streicher, das Huschen der Holzbläser und der Einsatz der Pauke mischten sich zu einem großartigen Reigen.

Der sicher problematischste der fünf Sätze ist das Finale. Der Jubel, der sich hier in hellem C-Dur entfaltet, könnte beinahe so etwas wie eine Parodie des Finales der fünften Sinfonie Beethovens sein. In seiner Vehemenz, die in der Interpretation mit großartigem Blech und machtvollem Tutti zum Tragen kam, wirkt der Jubel schon wieder unecht, gebrochen oder zumindest nicht mehr so glaubwürdig wie bei Beethoven. Das klangliche Ergebnis freilich war grandios und wurde vom Publikum stehend bejubelt.

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