4000 Fans im ausverkauften Palladium So war das Konzert von Beirut

Köln · 20 Stücke und drei Zugaben: Die US-Band verzaubert mit tiefgründigen und melancholischen Songs.

 Beirut-Frontmann Zachary „Zach“ Francis Condon.

Beirut-Frontmann Zachary „Zach“ Francis Condon.

Foto: Thomas Brill

Wenn Zachary „Zach“ Francis Condon (33) um 22.09 Uhr ankündigt, jetzt komme ein „Elefantenlied“, löst das Samstag unter 4000 Fans im ausverkauften Palladium einen kollektiven Sturm der Begeisterung aus. Nicht wenige unter ihnen haben auf dieses Stück gewartet. Weil „Elephant Gun“, 2007 erstmals auf der EP „Lon Gisland“ veröffentlicht, genau für das steht, wofür Condon steht.

Musik, die zugleich sehr arm und sehr reich ist, die dem Abschiednehmen eine fröhliche Melancholie verleiht und dem Wiedersehen einen Schmerz, der sogar noch in tiefe Wunden Sirup träufelt. „I was young, I’ d flee this town, I’ d bury my dreams underground”, so beginnt das Stück, begleitet von den Klängen einer Ukulele, gesungen von einer Stimme, so sanft, dass sie Strahlen aussendet, so wärmend wie Sonne an einem Wintertag, gepaart mit Wehmut, Wagemut und dem Wissen um die Vergeblichkeit all dessen, wonach man jemals in diesem Leben gestrebt hat. Wir sind sterblich.

Mit 16 hat der tiefgründige US-Amerikaner mit der Troubadourstimme die Schule geschmissen und sich mitten in den Mahlstrom der Musikströmungen Europas geworfen. Das Ergebnis heißt „Beirut“, eine Band mit bis zu elf Mitgliedern und 18 zum Teil mehrfach besetzten Instrumenten, die gemeinsam eine fantastische Melange aus Indie-Pop, Balkan-Blasmusik, Chanson-Musettigkeit und anderer Folklore auf die Bühne bringen, die der Sinti und Roma, der Polen, Russen, Südamerikaner, Mexikaner…

Reich genau deshalb, arm, weil immer wieder gezielt Minimalismen eingesetzt werden, eine Orgel oder eine Ukulele, die uns zurückwerfen auf das, was in uns eine inwendige Traurigkeit auslöst, der wir kaum Herr werden können. 20 Stücke und drei Zugaben, 100 Minuten lang, es darf aber auch getanzt und mitgesungen werden. Etwa bei „Santa Fe“ von „The Rip Tide“ (2011), beim Coversong „Serbian Cocek“ oder „Nantes“ (von „The Flying Club Cup” 2007).

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