Köln Smashing Pumpkins in der ausverkauften Live Music Hall

KÖLN · Noch vor dem meteorologischen Donnerwetter initiieren The Smashing Pumpkins in der restlos ausverkauften Kölner Live Music Hall ihr rockmusikalisches. Zwar verbreiten sphärische Gitarrensounds zu Beginn zunächst Entspanntheit, die sich jedoch als absolut trügerisch erweisen sollte, denn "Quasar", vom aktuellen Album "Oceania", explodiert förmlich.

 Billy Corgan, Sänger der Smashing Pumpkins.

Billy Corgan, Sänger der Smashing Pumpkins.

Foto: dpa

Die kraftstrotzenden Holter-Di-Polter-Schlagzeugrhythmen von Mike Byrne treiben Bassistin Nicole Fiorentino, Gitarrist Jeff Schroeder sowie Mastermind und einzig verbliebenes Pumpkins-Gründungsmitglied Billy Corgan in klassischer Crossover-Dynamik vor sich her.

Mit "Cherub Rock" vom Album "Siamese Dream" wird zunächst wieder ein Tempo-Gang zurückgeschaltet. Kurze Zeit später erklingt dann mit "Bullet with Butterfly Wings" ein Song vom '95er Album "Mellon Collie and the Infinite Sadness", für viele Fans noch immer der musikalische Höhepunkt einer Band-Karriere, die abgesehen von der Auflösung in 2000 und der Neuformierung 2006, doch 25 Jahre die Rockgeschichte nachhaltig beeinflusst hat.

Am Anfang waren Corgan und Co. mit ihrer selbst als American Gothic titulierten Crossover-Mischung tatsächlich stilbildend gewesen, was heute allerdings definitiv nicht mehr der Fall ist. Stilistisch ist das Quartett sehr in die Breite gegangen und hat auch kein Problem damit, David Bowies "Space Oddity" als Hymne der Glamrock-Ära zu covern.

Billy Corgans hohe Stimme, die leider etwas nachlässig abgemischt wird und daher wenig klangliche Transparenz aufweist, ist vergleichbar mit der vom früheren R.E.M.-Frontmann Michael Stipe und ebenso Geschmackssache. Gleichwohl intoniert der 46-jährige Corgan die einstigen Grunge-Gefühle wie Sehnsucht, Trauer, Verlorensein, letztlich aber auch Wut und Aufbegehren absolut authentisch.

Die zuweilen eingesetzten Synthie-Sounds klingen in ihrer Melodiösität nur vordergründig oberflächlich, sie bilden vielmehr ein spannungsgeladenes Gegenstück zur kantigen Gitarrenarbeit. Den Songs merkt man kaum an, dass sie in ganz unterschiedlichen Bandphasen entstanden sind. Mit unbeirrtem Gefühl für das, was in eine klanglich fruchtige Konfitüre aus zerdrückten Kürbissen passen könnte, werden Zutaten aus Prog-, Art- und Hard-Rock mit viel Gespür für Geschmacksvielfalt vermengt.

Rund zwei Stunden dauert das durchweg umjubelte Konzert, bei dem die Smashing Pumpkins zumindest bewiesen haben, dass sie ihren eigenen Standards noch immer gerecht werden können, und das ist eine ganze Menge.

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