Konzert in Köln Skunk Anansie im E-Werk

Köln · Von Beginn an sprüht Skin, bürgerlich Deborah Anne Dyer, vor Energie. Sie biegt ihren schlanken Körper um den Mikrofonständer wie eine Spinnenfrau, wirbelt über die Bühne oder springt ins Publikum, um sich auf den Händen von Fans durchs E-Werk tragen zu lassen.

Ihre Sprache ist direkt. Dem Ex schreit sie ein "piss off" entgegen, aber auch "nimm mich". Sie sei eine "schwarze, glatzköpfige bisexuelle Amazone", sagte sie über sich. Die Glatze ist einem Irokesenschnitt gewichen. Die Ausstrahlung der 45-jährigen Londonerin mit abgeschlossenem Studium der Innenarchitektur ist eher freundlich und energiegeladen als hart und kämpferisch. Kein Tattoo findet sich auf ihrer Haut. Sie ist eine Kriegerin ohne Kriegsbemalung.

Die ersten drei Stücke des Abends sind kompromisslos. Skin schreit ins Mikro, Gitarrist Ace liefert harte Riffs, Drummer Mark Richardson verhaut seine Trommeln und Bassist Cass lässt seinen Bass so tief dröhnen, als wolle er jedem im Saal einen Schlag in den Magen verpassen.

Skunk Anansie verbinden Punch und Biss mit musikalischer Virtuosität. Das unterscheidet sie vom Punk der 70er Jahre. Aber sie haben auch den Mut zu herzergreifenden Balladen. Nach dem High-Speed-Intro folgt mit "God Loves Only You" eine dieser eindringlichen Hymnen, die verzaubern.

Skunk Anansie brachen 2001 nach sieben erfolgreichen Jahren auseinander. Als man sich 2009 wieder zusammen fand, dachte man nur an einige Auftritte. Es wurde eine Wiedergeburt, weil die Chemie zwischen den Bandmitgliedern stimmt. Beste Voraussetzung, um jene Produktivität zu entfalten, die sie mit "Hedonism (Just Because You Feel Good)" in die Charts brachte und sie insgesamt vier Millionen Alben verkaufen ließ.

Ihr neues Album "Black Traffic" hat die Songs, die an diesen Erfolg anknüpfen können. Einer der vielen Höhepunkte des Abends ist "Our Summer Kills The Sun" vom neuen Album. Die Lightshow taucht die Bühne in gleißend gelbes Licht, während Skins Stimme im- und explodiert und Mark Richardson das Stück mit kochenharter Rhythmik vorantreibt. So intensiv wie Skunk Anansie klingt zurzeit kaum eine andere britische Band.

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