8. Rolandseck-Festival Simone Kermes und Sol Gabetta kommen

Rolandseck · Das habe ich so nie gesagt", rückte Simone Kermes eine Aussage ein wenig zurecht, die sie einmal in einem Interview gemacht haben soll. Dort wurde sie mit den hübschen Worten zitiert: "Ich bin die Lady Gaga der Klassik." Ein bisschen provoziert die Barock-Diva, die beim Abschlusskonzert des nächsten Festivals Rolandseck einen großen Auftritt haben wird, den Vergleich durchaus.

 Treffen in Rolandseck: (von links) Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber, Sängerin Simone Kermes, künstlerischer Festivalleiter Ohad Ben-Ari und Museumsdirektor Oliver Kornhoff.

Treffen in Rolandseck: (von links) Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber, Sängerin Simone Kermes, künstlerischer Festivalleiter Ohad Ben-Ari und Museumsdirektor Oliver Kornhoff.

Foto: Ausserhofer

Wenn sie singt, dann ist auf der Bühne nicht nur die Stimme präsent, sondern das Gesamtkunstwerk Kermes, auf ihren Platten posiert sie in schrillen Outfits und mit wilden Frisuren. Sie ist jemand, der alles gibt, buchstäblich mit Leib und Seele bei der Sache ist.

"Man muss als Künstler einen eigenen Weg finden und dazu stehen", sagt die in Leipzig geborene und in der Nähe von Koblenz lebende Sängerin bei der Programmvorstellung in Rolandseck. Ihr Weg führte sie geradewegs zum barocken Repertoire, das die Koloratursopranistin mit einzigartiger Virtuosität beherrscht, wie auch ihre jüngste CD "Dramma" mit italienischen Arien wieder zeigt. Zuletzt aber hat sie auch mit Erfolg die großen Mozart-Partien gesungen, unter anderem die Donna Anna in Köln. Sie ist ein Star in Rolandseck, wo es eigentlich zum guten Ton gehört, keinen Starkult zu betreiben. Aber in diesem Jahr steht das Festival ohnehin unter dem Motto "Künstler-Ich".

Üblicherweise singt sie das Barock-Repertoire mit Spezialisten des Fachs an den barocken Original-Instrumenten. In Rolandseck wird es keinen "Originalklang" geben, da begleiten sie die Solisten des Festivals auf modernen Instrumenten bei den Arien von Händel, Pergolesi und Porpora. Mit dabei sind unter anderem auch die beiden künstlerischen Festivalleiter Guy Braunstein (Geiger und Konzertmeister der Berliner Philharmoniker) und Ohad Ben-Ari (Pianist).

Sie werden vom 8. bis zum 16. Juli wieder viele klangvolle Namen um sich scharen, unter anderem kommen der junge Avi Avital, der soeben mit erstaunlichem Erfolg der Mandoline zu einem Comeback verhilft, die Cellistin Sol Gabetta, die Marimbaphonistin Ria Ideta und auch die Schauspielerin Isabel Karajan.

Museumsdirektor Oliver Kornhoff erinnerte daran, dass Marcel Marceau in seinem legendären Aufruf für den Bahnhof Rolandsecks einmal die Worte geprägt habe: "Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen." Daran will man sich bei der inhaltlichen Gestaltung des Festivals orientieren, wie Ohad Ben-Ari ausführte. Im Grunde ist es ein Drei-Säulen-Programm aus Musik, bildender Kunst und Theater. Die szenische Produktion werde in diesem Jahr Peter Maxwell Davis' "8 Songs for a Mad King" sein, hier werde man allerdings eine "Mad Queen" vorfinden: Isabel Karajan.

Zudem versprach er einen spannenden Themenabend über die "Kreutzersonate". Da geht es natürlich um Beethovens Violinsonate, aber auch um Tolstois auf die Musik verweisende gleichnamige Novelle sowie um ein Streichquartett von Leos Janacek, dessen programmatischer Inhalt sich wiederum auf Tolstoi bezieht. "Das versuchen wir zusammenzubringen", sagte Ben-Ari. Das Ganze finde in einem Zug statt, was ja sehr schön zum Ort passe, aber, fügte er hinzu: "Ich weiß nicht, ob der Zug hier im perfekten Moment kommen wird."

Die bildende Kunst wird unter anderem in dem Solokonzert Avi Avitals mit Werken von Bach bis Bloch eingebunden. Im Gespräch mit der Kuratorin Susanne Blöcker äußert er sich über die Ausstellung "Schau mich an! Porträts seit 1500".

Außerdem wird in diesem Jahr auch die vor vielen Jahren von Chaim Taub begründete Meisterklasse fortgeführt. Es kommen fünf junge Musiker von Daniel Barenboims East Western Divan Orchestra nach Rolandseck.

Festival Rolandseck
Das Festival Rolandseck geht in diesem Jahr zum achten Mal über die Bühne. Die künstlerischen Leiter sind Guy Braunstein und Ohad Ben-Ari, die Schirmherrschaft übernimmt Bundestagspräsident Norbert Lammert. Vom 8. bis 16. Juli sind insgesamt sechs Konzerte geplant, in denen das Ensemble der musikalischen Gäste in ganz unterschiedlichen Formationen auftreten wird. Das Repertoire reicht vom Brandenburgischen Konzert Nr. 4 von Johann Sebastian Bach bis zu Peter Maxwell Davis' Kammeroper "8 Songs for a Mad King", Liedern von Gustav Mahler oder Filmmusik von Nino Rota ("La Strada"). Unter den Musikern sind Sol Gabetta, Chen Halevi, Nabil Shehata, Amihai Grosz und Simone Kermes.

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