Sabaton in der Kölner Essigfabrik Sieg für Schweden

KÖLN · Sie toben schon, bevor die Band die Bühne betreten hat. "Sabaton! Sabaton!", skandieren die Fans in der gut gefüllten Kölner Essigfabrik und stoßen die Fäuste in die Luft, den Zeigefinger und den kleinen Finger zum diabolischen Metal-Zeichen abgespreizt.

Bierdunst, Zigarettenrauch und Kunstnebel wabern durch die alte Industriehalle. Grelle Lichter zucken auf der Bühne.

Die Schweden kommen wie ein Überfallkommando über ihre Anhängerschaft. Sabaton spielen Power Metal, schnell, melodiös, drei Gitarren, Schlagzeug, Keyboard vom Band. Wie üblich starten sie mit "Ghost division", einem Song über eine deutsche Panzerdivision im Zweiten Weltkrieg.

Kampf, Krieg, Heldentum: Das sind die einzigen Themen der 1999 gegründeten Band. Die Lieder sind martialische Hymnen, bombastisch, übertrieben, ungefähr so raffiniert gestrickt wie Marschmusik - das Hirn bitte bei der Einlasskontrolle abgeben.

Das braucht man nämlich nicht bei Sabaton-Konzerten. "Wir sind nicht politisch, wir sind eine Partyband", betont Sänger Joakim Brodén gern in Interviews. Und damit trifft er den Punkt. Es hat seinen Grund, warum das Szene-Magazin Metal Hammer die Jungs aus dem schwedischen Falun gerade als beste Live-Band ausgezeichnet hat.

Auch in der Essigfabrik reißt Brodén (32) - trotz des etwas schrammeligen Sounds - das Publikum vom ersten Akkord an mit. Ein muskulöser Typ mit rauer Kasernenhofstimme, in Tarnhose und metallplattenbesetzter Weste, Sonnenbrille auf der Stupsnase, den runden Schädel bis auf eine flache Irokesenfrisur geschoren. Er röhrt, er grölt, er springt in die Luft, er drischt mit der Faust auf einen imaginären Amboss.

Das alles könnte leicht peinlich wirken, wenn die Band sich ernst nehmen würde. Tut sie aber nicht. Brodén lacht viel, hebt ironisch die Augenbrauen, flirtet mit dem Publikum. Es ist der Abend, an dem die deutschen Nationalkicker gegen Schweden mit 4 zu 0 in Führung gehen. Das Zwischenergebnis leuchtet hinter den fünf Musikern auf. "Für jedes Tor streichen wir einen Song von der Setliste", droht Brodén auf Englisch und grinst.

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