Shakira in Köln: Barfuß tanzt sich's besser

15 000 Fans umjubeln Shakiras mitreißenden Auftritt in der Kölner Lanxess-Arena. 100 Minuten singt und tanzt die Kolumbianerin, begleitet von einer hervorragenden Band. Mitunter greift sie auch zu Mundharmonika oder Gitarre.

Shakira in Köln: Barfuß tanzt sich's besser
Foto: Thomas Brill

Köln. "Hips Dont Lie", Hüften lügen nicht. Plattenfirmen manchmal schon. Dass Shakira als achtjähriges Mädchen "mit blonden Korkenzieherlocken" ihren ersten Song schrieb, darf man allein schon deshalb bezweifeln, weil die Kolumbianerin mit den libanesisch-spanisch-katalanischen Genen bis zur Veröffentlichung ihrer ersten englischsprachigen CD "Laundry Service" pechschwarze Haare hatte.

Auch sie wegen ihrer erotischen Bewegungen, der sparsam verwendeten Kleidung und der verrucht-zerzausten, massentauglich blondgefärbten Mähne auf ein Klischee zu reduzieren, wird der 32-Jährigen nicht gerecht. Aber: "Sex sells". Immer noch. Und immer wieder. Doch Shakira hat viel mehr als nur das zu bieten. Davon konnten sich in der Kölner Lanxess-Arena 15 000 Fans überzeugen, die mehr Glück hatten als die in Frankfurt am 8. Dezember. Wegen Schneechaos - der Flieger der Sängerin konnte von Paris aus nicht starten - fiel das dortige Konzert aus.

100 Minuten singt und tanzt Shakira, begleitet von einer hervorragenden Band. Mitunter greift sie auch zu Mundharmonika oder Gitarre. Das Programm bietet eine gute Mischung von englischen und spanischen Stücken. Ein Mix aus Rock, Pop und Folklore, die stark südamerikanisch und ur-spanisch geprägt ist, aber auch arabische oder, wie bei der dritten und letzten Zugabe, dem Fußball-WM-Song "Waka Waka", afrikanische Klänge aufgreift. Das geht ins Blut und in die Beine.

Tatsächlich tanzen nur wenige. Vielleicht, weil die, die da vorne auf der Bühne mit schlangengleichen Bewegungen und rotierenden Hüften vormacht, wie es geht, das einfach zu gut kann. Wer soll da schon mithalten? Shakira ist topfit und präsentiert einen durchtrainierten Körper ohne ein Gramm Fett zuviel. Verglichen mit ihrem Deutschland-Debüt, das 2002 am gleichen Ort stattfand, ist sie souveräner geworden, ihre Stimme klingt jetzt solider und ausdrucksstärker als damals und sie verzichtet auf allzu viel Schnickschnack wie kitschige Deko oder andauernde Kostümwechsel.

Statt auf hohen Absätzen erlebt man die 1,57 Meter kleine Sängerin die meiste Zeit barfuß, so tanzt sich's besser. Auch mit einem Trupp Fan-Frauen, die hoch auf die Catwalk-Plattform dürfen, um dort zu zeigen, dass sie die Choreografien ihres Idols fleißig geübt haben. Hits wie "Whenever, Wherever", "Underneath Your Clothes" oder "Hips Don't Lie", Gassenhauer wie "Ciega, Sordomuda", der gecoverte Metallica-Song "Nothing Else Matters" oder "Sale El Sol", Titelstück der gleichnamigen, im Oktober erschienenen, CD - alles das wird von Teenies, Frauen und Männern gleichermaßen mit wildem Jubel quittiert.

Sehr schön, weil atmosphärisch ungemein stimmig, ist "Gypsy", das Shakira als Flamenco-Bar-Vignette vorne auf der Catwalk-Plattform inszeniert, begleitet von akustischen Gitarren, Geige und Percussion und angetan mit dem feuerroten Rüschenrock einer Zigeunerin. Und bei "Ojos Asi", dem letzten Stück vor den Zugaben, gibt es noch einmal die volle Breitseite dessen, was Hüften zu leisten im Stande sind.

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