Ausstellung im Beethoven-Haus Selbst der Kurfürst zahlte Eintritt

Bonn · Der junge Ludwig van Beethoven durfte sich glücklich schätzen: In seiner Heimatstadt Bonn fand der aufstrebende Komponist nahezu ideale Rahmenbedingungen vor, seine musikalischen Ambitionen auszuleben.

 Digitale Rekonstruktion des Bonner Hoftheaters im Zustand 1789 auf der Grundlage eines Gemäldes von François Rousseau.

Digitale Rekonstruktion des Bonner Hoftheaters im Zustand 1789 auf der Grundlage eines Gemäldes von François Rousseau.

Foto: Betthovenhaus

Unter anderem spielte er die Bratsche in der Hofkapelle des seit 1784 in Bonn residierenden Kurfürsten Max Franz, der dafür gesorgt hatte, dass sein Orchester mit mehr als vierzig Musikern üppig ausgestattet war. Der gute Ruf der Kapelle wirkte wie ein Magnet auf die besten jungen Instrumentalisten ihrer Zeit.

Den Cellovirtuosen Bernhard Romberg und seinen gleichaltrigen, als Geiger kaum weniger begabten Cousin Andreas Romberg etwa zog es 1790 mit 23 Jahren nach Bonn, wo sie neben Beethoven noch auf den Geiger Franz Anton Ries und den Hornisten und Musikverleger Nikolaus Simrock trafen. Leiter der Hofkapelle war der hoch angesehene böhmische Musiker Josef Reicha, den man heute wohl einen Stardirigenten nennen würde.

Das eigentlich Zentrum des kulturellen Lebens in Bonn war die Hofoper, die der Kurfürst 1788 nach dem Vorbild des Wiener Hofburgtheaters vergrößert und für das normale Publikum geöffnet hatte. Die aktuelle Wechselausstellung "Das Bonner Opernleben zur Zeit des jungen Beethoven", die ab heute im Beethoven-Haus zu sehen ist, widmet sich diesem spannenden Kapitel des Bonner Kulturlebens.

In die Ausstellung sind Ergebnisse eingeflossen, die auf ein Forschungsprojekt über Max Franz' Opernbibliothek zurückgehen, das an der Universität Wien in Kooperation mit dem Beethoven-Haus angesiedelt war. Als Kuratoren arbeiteten John David Wilson von der Wiener Universität und der Museumsleiter des Beethoven-Hauses, Michael Ladenburger, eng zusammen.

Es ist aus heutiger Sicht erstaunlich, wie produktiv die Oper in der kurzen Zeit gewesen ist. In den fünf Spielzeiten bis zur Besetzung Bonns durch französische Revolutionstruppen im Jahr 1794, die das Ende des kurfürstlichen Hofes bedeutete, feierten 40 Opern ihre Premiere im Bonner Hoftheater.

Man spielte internationales Repertoire, aber brachte - mit Rücksicht auf das bürgerliche Publikum - alles in deutscher Übersetzung auf die Bühne. So hörte man eben nicht nur Mozarts ohnehin deutsche "Zauberflöte" in der Landessprache, sondern auch dessen italienische Opern wie den "Figaro" oder "Don Giovanni". Das Theater war eben keine allein höfische Angelegenheit mehr. "Selbst der Kurfürst zahlte Eintritt", weiß Ladenburger zu berichten.

Zahlreiche Dokumente, Notenmaterial, Briefe und Bilder stammen zu einem großen Teil aus der Biblioteca Estense in Modena, wo Max Franz' vor den französischen Truppen gerettete Opernbibliothek seit etwa 1830 aufbewahrt wird.

Allein die in einer der Vitrinen gestapelten Stimmen, die von sieben Kopisten des Verlegers Simrock aus der Partitur zu Mozarts "Zauberflöte" erstellt worden sind, machen auf Ehrfurcht gebietende Weise deutlich, welch ein Aufwand für die Realisierung einer Opernproduktion nötig war. Ein besonders originelles Ausstellungsstück hat ebenfalls mit der "Zauberflöte" zu tun: Ein spielzeughaft anmutendes Glockenspielklavier, wie es in der Bonner Erstaufführung des Mozart-Werkes Verwendung fand.

Öffnungszeiten: bis 31. Oktober tägl. 10-18 Uhr, ab 1. November, Mo bis Sa 10-17 Uhr, So 11 -17 Uhr. Die Ausstellungsdauer: bis zum 2. März 2016.

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