Oper Bonn Seelenporträt in ergreifender Natürlichkeit

Bonn · Miriam Clarks grandioses Rollendebüt in der musikalisch beeindruckenden Wiederaufnahme von Verdis "Traviata" ist eine Sensation.

Diese "La Traviata" ist eine Offenbarung. Nicht nur weil Andreas Homoki, Regisseur dieser 2006 in Bonn an den Start gegangenen Produktion, das Libretto auf seine Qualitäten als Kammerspiel hin überzeugend auslotet. Alle drei Akte siedelt er übergangslos auf einer Spielfläche an (Bühne: Frank Philipp Schlößmann), um feinsinnig auf das psychologische Geflecht zwischen den Protagonisten Violetta, Alfredo und Giorgio fokussieren zu können.

Sie ist eine Offenbarung auch, weil in dieser Wiederaufnahme mit dem Rollendebüt von Miriam Clark eine nachgerade sensationelle, selbst in der Niederlage noch Stärke aufbringende und damit selbstbewusste Violetta zu erleben ist, deren Seelenleben sich stimmlich in ergreifender Natürlichkeit bis in allerkleinste Nuancen hinein fein differenziert widerspiegelt.

Und weil dieser außergewöhnlichen Sängerin mit Mirko Roschkowski als Alfredo und Mark Morouse als Giorgio zwei von ihrem stimmlichen Ausdrucksvermögen her nicht minder präsente Kollegen an der Seite stehen, die um die lyrischen Aspekte ihrer Partien wohl wissen. Selbst die Nebenrollen wie Flora oder Douphol sind mit Anjara Bartz und Stefan Baumgärtel überzeugend besetzt.

Die eigentliche Sensation aber ist (neben Miriam Clark) die musikalische Leitung durch Sibylle Wagner. Sorgfältig tariert sie die Gewichte zwischen Bühne und Graben aus, gibt kammermusikalisch schlanker Durchhörbarkeit der Partitur stets den Vorrang vor glutvoll schwelgender Italianità. Und weil die scheidende Chordirektorin mit ihren Sängern (und ihrem Opernchor) zu atmen versteht, kann auch das Beethoven Orchester dem natürlichen musikalischen Fluss mit großer Präsenz an allen Pulten wunderbar folgen.

Termine: 6., 26. April, 10. Mai, 6. Juni, 10. Juli. Karten in den Bonnticket-Shops der GA-Zweigstellen.

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