Sechste Blues Caravan in Endenicher Harmonie

Sängerin Meena hypnotisiert mit atemberaubender Stimme

Sechste Blues Caravan in Endenicher Harmonie
Foto: Horst Müller

Bonn. "Oh, ich brauch dich so. Halt mich fest. Lass mich an deiner Seite sein."

Die 33-jährige aus Oberösterreich stammende Meena singt die sehnsüchtigen Zeilen aus James Browns Klassiker "Try Me" so warm, so vibrierend, so ergreifend, dass ihre Band wie hypnotisiert in Trance zu verfallen scheint.

In diesem Moment würde die berühmte Stecknadel die Harmonie aus ihren verloren geglaubten Träumen aufschrecken.

Meena ist eine neue, eine große Stimme im Blues Caravan von Thomas Ruf, dem Gründer des erfolgreichen Blues-Labels Ruf-Records. Nicht nur stimmlich erinnert sie an Janis Joplin. Ihr Bühnenauftritt ist ähnlich ungekünstelt und eruptiv wie der der großen Janis.

Auch äußerlich gibt es auffallende Ähnlichkeiten. Gerade hier wünscht man ihr mehr Mut, wirkt sie im schwarzen Kleidchen doch arg bieder, als wolle sie immer noch nicht recht daran glauben, dass sie mehr als ein Entlein sei.

Ganz anders dagegen der Auftritt der großen Dame Shakura S'Aida, die sich wie eine liebeswunde Antilope mit schmerzverzerrtem Gesicht den Weg zum Mikrofon bahnt. Nach dem völlig unprätentiösen Auftritt von Meena wirkt ihre Inszenierung zunächst etwas befremdlich.

Aber sie kann mit einer großen Soulstimme überzeugen. Live übrigens weitaus mehr als auf ihrem aktuellen Tonträger "Brown Sugar", bei dem manche Stücke wie musikalischer Füllstoff zwischen Wortbeträgen im Bildungsradio wirken.

Den Schlusspunkt setzt Coco Montoya, der bei J. Mayall unvergessliche Zwiegespräche mit der Gitarre von Walter Trout führte. Trout war es auch, der seinem alten Kumpel Coco den Tip mit Ruf-Records gab, als Montoya sich mit seinem amerikanischen Label überwarf.

In Amerika ist er ein Star in der Bluesszene. In Europa muss er sich diesen Ruf noch erwerben. Ein großer Gitarrist - ohne Zweifel. Er kann eine so große Bluesnummer wie "Have You Heart", das Eric Clapton bei J. Mayall spielte, ebenso mit magischer Hand zelebrieren wie Soli zu einem mehr poppigen Song wie "I Want It All Back" erfinden, die ohne typische Bluesphrasierung durch ihre Melodiosität wirken.

Am Ende des Konzerts gedenken alle Künstler mit "Love Me Just As I Am" einem anderen großen Bluesmusiker, dem Sänger und Gitarristen Luther Allison. Ein Moment, der spüren lässt, dass Blues eine Herzensangelegenheit ist.

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